Hallo zusammen,
ich bin zurück mit einem Beitrag hier in meinem
Blog. Heute wird es mal sowas wie eine Rezension geben. Und zwar von dem Roman
„Die Tyrannei des Schmetterlings“ (Köln 2018, Verlag Kiepenheuer & Wisch)
von Frank Schätzing.
Ich gebe euch einmal einen Überblick. Vieles dürfte euch von der Struktur her bekannt vorkommen.
Ich gebe euch einmal einen Überblick. Vieles dürfte euch von der Struktur her bekannt vorkommen.
1
Autor und Plot
2
Meine Meinung
3
Einordnung in seine Bücher
1) Autor
und Plot
Der Autor des Romans ist Frank Schätzing. Geboren
1957 in Köln war er nach einem Studium der Kommunikationswissenschaften
zunächst in der Werbebranche aktiv, bevor er ab den 1990er Jahren begann,
schriftstellerisch in Erscheinung zu treten. Er lebt und arbeitet in Köln.
Im Buch geht es um den Undersheriff Luther Opoku
(praktisch zweiter Sheriff) des kleinen Kaffs Sierra Nevada in Kalifornien,
ganz in der Nähe des Silicon Valleys, dem Ort großer Internetgiganten wie
Google oder Facebook. Eigentlich ein hoher Beamter eines Drogendezernats ist er
Jahre zuvor auf die kleine Stelle gegangen aufgrund eines Einsatzes, bei dem er
fast zu Tode gekommen wäre, auch für seine Tochter, die nicht als Vollwaise
aufwachsen soll, da seine Frau bei einem Unfall bereits Jahre zuvor verstorben
war. Bei einer Untersuchung eines Mordfalls in seinem Einzugbereich stößt er
auf eine Firma, die sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt, und ein
großes Forschungsareal, das nur „die Farm“ genannt wird, besitzt und das stark
abgeschirmt ist von der Außenwelt. Gründer und Hauptfigur der „Nordvisk Inc.“
(so der Name der Firma) ist der eigenwillige und charismatische Elmar Nordvisk,
ein Visionär und Spitzenreiter im Bereich der KI. Opoku stößt im Laufe seiner
Ermittlungen auf eine „Brücke“ der Künstlichen Intelligenz ARES, die die Farm
praktisch kontrolliert und gelangt dadurch in Parallelwelten, die ähnlich
„seiner“ Welt sind, sich aber in Details unterscheiden (so lebt in einer Welt „seine“
Frau noch). Er kommt dunklen Machenschaften von Mitgliedern der Nordvisk Inc.
auf die Spur und versucht große Katastrophen zu verhindern.
2) Meine
Meinung
Ich werde meine Meinung wie gewohnt in Thesen
formulieren. In diesem Fall habe ich drei Thesen zu dem Buch.
(1) Das
Buch ist dramaturgisch okay geschrieben, aber nicht außergewöhnlich
Der Hauptprotagonist ist ein „einsamer Cowboy“, der
aufgrund von Schicksalsschlägen die Einsamkeit und Verschlafenheit eines
kleinen Nestes gesucht hat, um dann in eine der größten Gefahren der Moderne
hineinzugeraten und widerwillig zum Helden zu werden. Eine Grundstruktur, die
viele benutzen und die in viele Geschichten und Kontexte hineingestellt werden
kann. Auch die Problematiken des „Schmetterlingseffekts“ beim Betreten von
Parallelwelten ist allgemein bekannt. Hier holt Schätzing ein ganz nettes Maß
an Dramaturgie heraus, die großen „Aha-Effekte“ und Überraschungen bleiben aber
aus. Die Figuren bilden Charaktere ab, die wir aus vielen Geschichten kennen.
Nachdenkliche, Computerfreaks, Böse und Gute. Auch hier wird die „übliche“
Palette abgespult, aber nicht großartig ausgenutzt und weiter transportiert.
Auch die Beziehungen der Figuren untereinander bieten interessante und
spannende Passagen, die aber keine schlaflosen Nächte bereiten und zum Teil
sehr kurzweilig geschrieben sind.
(2) Die
Gefahren, auf die Schätzing hinweisen will, sind recht klischeehaft
Frank Schätzing ist für Bücher bekannt, die auf die
aktuellen „großen“ Themen hinweisen wollen (siehe Punkt 3). Die große Gefahr,
vor der er mit diesem Buch warnt bzw. auf die er aufmerksam machen will, ist
die Künstliche Intelligent (KI). Einige Staaten haben inzwischen große
Fortschritte in diesem Bereich gemacht und steuern auf Bereiche zu, in denen
Maschinen, Computer und Technologien entwickelt werden, die nicht mehr auf
Befehl hin reagieren (z.B. auf die Tastatur drücken und der Computer reagiert
darauf), sondern eigene Wege, Mechanismen, Lösungen, ja sogar ein eigenes
Bewusstsein entwickeln, also eine eigene Intelligenz. Die große Gefahr ist in
diesem Fall, dass die Künstliche Intelligenz ARES Möglichkeiten entwickelt, die
nicht mehr kontrollierbar sind [es wird im Buch das Beispiel angeführt, dass an
ARES der Befehl ergeht, sie solle die perfekte Büroklammer entwickeln,
woraufhin sie solange entwickelt, verbessert und „nachdenkt“, bis sie alle
Ressourcen der Erde verwendet, nur um die perfekte Büroklammer herzustellen,
weil das, und nur das, ihr Auftrag war] bzw. dass ARES eine solch eigenwillige
Persönlichkeit und ein so eigenwilliges Bewusstsein entwickelt, dass es autonom
und sogar zum Schaden der Menschen agiert bzw. die Macht übernimmt. Dies ist
ein Motiv, das uns allgegenwärtig vorkommt, wenn wir über KI und die Macht der
Maschinen nachdenken. Populär thematisiert wurde dies bereits im Film „Matrix“
aus dem Jahre 1999. In diesem Zusammenhang kommen im Buch auch die
Robotergesetze von Isaac Asimov aus einer seiner Kurzgeschichten aus dem Jahre
1942 vor:
1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss dem ihm von einem Menschen gegebenen Befehl gehorchen – es sei denn, dieser Befehl verstößt gegen das erste Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel Eins oder Zwei kollidiert.
Diese Regeln wurden ebenfalls bereits thematisiert in dem Film „I, Robot“ aus dem Jahre 2004.
Auch der bereits kurz angeführte Schmetterlingseffekt bei Zeitreisen bzw. in diesem Fall Reisen in die Parallelwelten wurde bereits des Öfteren thematisiert. Da Opoku in den Parallelwelten bereits „existiert“ (also sein dortiges Ich), stiftet er, wie alle anderen „Doppelgänger“, natürlich eine gewisse Verwirrung. Die ethischen Aspekte, so zum Beispiel die Frage, ob es legitim ist, in andere Welten zu gehen und deren Errungenschaften in die eigene Welt zu transportieren oder die Frage, wie mit Ressourcen umgegangen wird (so werden Ressourcen aus anderen Welten von zwei eigenwilligen Sicherheitsleuten für Waffenverkäufe verwendet) oder die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen bzw. seiner Würde, wurden zuhauf bereits thematisiert. Teilweise artet die Geschichte in „Gut-Böse-Metaphern“ aus und lässt die Grautöne dazwischen vermissen.
1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss dem ihm von einem Menschen gegebenen Befehl gehorchen – es sei denn, dieser Befehl verstößt gegen das erste Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel Eins oder Zwei kollidiert.
Diese Regeln wurden ebenfalls bereits thematisiert in dem Film „I, Robot“ aus dem Jahre 2004.
Auch der bereits kurz angeführte Schmetterlingseffekt bei Zeitreisen bzw. in diesem Fall Reisen in die Parallelwelten wurde bereits des Öfteren thematisiert. Da Opoku in den Parallelwelten bereits „existiert“ (also sein dortiges Ich), stiftet er, wie alle anderen „Doppelgänger“, natürlich eine gewisse Verwirrung. Die ethischen Aspekte, so zum Beispiel die Frage, ob es legitim ist, in andere Welten zu gehen und deren Errungenschaften in die eigene Welt zu transportieren oder die Frage, wie mit Ressourcen umgegangen wird (so werden Ressourcen aus anderen Welten von zwei eigenwilligen Sicherheitsleuten für Waffenverkäufe verwendet) oder die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen bzw. seiner Würde, wurden zuhauf bereits thematisiert. Teilweise artet die Geschichte in „Gut-Böse-Metaphern“ aus und lässt die Grautöne dazwischen vermissen.
(3) Weniger
ist Mehr
Frank Schätzings Buch ist mit knapp 730 Seiten (mal
wieder) ein echter Wälzer. Bereits seine beiden „großen“ Bücher der Schwarm (980 Seiten) und Breaking News (955 Seiten) hatten eine,
selbst für Romanverhältnisse, Riesenlänge. Von daher sind die 730 Seiten fast
schon kurz gefasst. In Anbetracht der Dramaturgie und der Geschichte meiner
Ansicht nach viel zu lang. Mehrere Beschreibungen, Darstellungen und biographische
Daten zu Figuren hätten auch kürzer gefasst werden können und hätten, so denke
ich, die „Spritzigkeit“ der Geschichte nicht so gedrosselt, wie sie es leider
getan haben. Abgesehen von der quantitativen Länge, also Seitenanzahl und
–umfang, hätte die Geschichte mit geringerer Verstrickung der Parallelwelten,
der Figuren und der Beschreibungen logischer und „flüssiger“ gewirkt. So musste
ich zum Teil eine große Portion Konzentration an den Tag legen, um der
Geschichte, dem Verlauf und vor allem dem Sinn besser folgen zu können und die
Dramaturgie besser auf mich wirken lassen zu können. Zudem verwirrte der Aspekt
der Zeitreisen. Bereits mit der Thematik der KI, die, wenn man technisch näher
hineingeht, für viele Menschen, die technisch keine Brains sind, eine
Herausforderung ist, hat Schätzing eine große Thematik gehabt. Diese auch noch
mit Zeitreisen in Bezug auf die Parallelwelten zu verknüpfen, halte ich deshalb
für kontraproduktiv. Zeitreisen haben ihre eigenen Tücken und auch dieses Thema
ist in der Populärkultur bereits so oft durchgenommen worden, das auch hier ein
Geschmack von Klischee (siehe Punkt 2) haften bleibt.
3) Einordnung
in seine Bücher
Wie bereits angeführt, nimmt sich Frank Schätzing
der großen Themen an. Klimawandel („Der Schwarm“, 2004) oder der
Israel-Palästina-Konflikt („Breaking News“, 2014). Nun ist es also mit „Die
Tyrannei des Schmetterlings“ (2018) und des thematisierten Aspekts der KI
wieder ein großes Thema, an das sich Schätzing herantraut. Von den Abständen
der Erscheinungsjahre erkennt man, dass Schätzing für ein Buch fünf Jahre und
länger braucht. „Große“ Themen beinhalten viele Informationen, die erstmal
gesichtet, reflektiert und die dann eingeordnet werden müssen. Daraus dann auch
noch eine spannende Geschichte mit spannenden Figuren zu kreieren, ist eine
zusätzliche Herausforderung, der sich Schätzing aber gerne annimmt und die
viele Recherchearbeit offensichtlich gerne in Kauf nimmt. Dass mag gewiss ein
Grund dafür sein, dass er mit seinen Büchern regelmäßig Besteller landet (der
Schwarm ist bei inzwischen fast 4 Millionen Exemplaren in u.a. 27 verschiedenen
Sprachen [Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Sch%C3%A4tzing,
Abruf: 07-18-18, 18:42]). Auch hier zeigen die ersten Zahlen in eine ähnliche
Richtung (https://www.tagesspiegel.de/kultur/frank-schaetzing-bestsellerautor-der-fluegelschlag-der-algorithmen/21248076.html,
Abruf: 07-18-18, 18:43).
Sicherlich hat Schätzing inzwischen einen Namen, sicherlich hat er in einer durchaus spannenden Art und Weise eine solide Geschichte hingelegt, dennoch bleibe ich weiterhin dabei: An „der Schwarm“ oder „Breaking News“ kommt dieses Werk nicht heran.
Sicherlich hat Schätzing inzwischen einen Namen, sicherlich hat er in einer durchaus spannenden Art und Weise eine solide Geschichte hingelegt, dennoch bleibe ich weiterhin dabei: An „der Schwarm“ oder „Breaking News“ kommt dieses Werk nicht heran.
Schätzing, Frank: Die Tyrannei des Schmetterlings,
Köln 2018.