Sonntag, 12. November 2017

Leitkultur - Eine Betrachtungsweise



Leitkultur – Plädoyer für eine Kultur, die uns leitet und die wir leiten

Ich bekam vor einigen Wochen zufällig eine Debatte in einer klassischen Düsseldorfer-Altstadt-Kneipe mit, bei der es um Flüchtlingsströme, Integration und das Volk ging. Eine der debattierenden Personen sagte im Verlaufe des Gesprächs irgendwann, dass „diejenigen, die zu uns kommen, sich doch an unsere Kultur anpassen müssten“. Sofort kam mir in den Kopf: Aha, eigentlich geht es also mal wieder um die Leitkultur.
Dieser Begriff fand in der gesellschaftspolitischen Debatte sowohl durch die CDU-Politiker Jörg Schönbohm 1998 und Friedrich Merz 2000 – neben dem Politikwissenschaftler Bassam Tibi, der den Begriff maßgeblich geprägt hat – an der Schwelle zum neuen Jahrtausend Einklang, brach Mitte des letzten Jahrzehnts nach einer ruhigeren Phase wieder auf und hat seinen (vorläufigen) Scheitelpunkt durch den Anstieg der Flüchtlingszahlen seit 2015 erfahren.
Dabei soll der Begriff der Leitkultur in diesem Kontext Fragen beantworten, allerdings – so mein Eindruck – erzeugt er eher neue Fragen: Geht es hier um eine Kultur, die alle „leiten“ soll und aus der man nicht „ausscheren“ darf? Was bedeutet es, wenn man dieser Kultur, die leiten soll, nicht „folgen“ möchte?

Der Begriff ist kompliziert und einfach zugleich: Das alltägliche Zusammenleben basiert auf gewissen kulturellen Gepflogenheiten. Bestimmte Werte, die ein konstruktives kollektives Zusammenleben ermöglichen, wobei der individuellen Entfaltung Platz gelassen wird, sind grundlegend für jede Gesellschaft und Kultur. Diese sind jedoch nicht starr, sondern müssen sich in neuen Kontexten immer wieder bewähren und sind daher einem dynamischen Wandel unterworfen. Geht man von dieser Prämisse aus, stellt sich die Frage, wie sinnvoll es beispielsweise wäre, Migranten und Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, eine Leitkultur „aufzuzwingen“.
Dagegen stelle ich die These auf, dass eine Leitkultur kein „Ziel“ einer politischen Bildung und Integration ist, sondern der „Ausgangspunkt“, der die Grundlagen bietet, um auf die je neuen Herausforderungen zu verschiedenen Zeiten plausibel und überzeugend antworten zu können. Daher muss der Begriff „Leitkultur“ nicht zwingend ein klar definierter Begriff sein, sondern ein Synonym für die Debatte um das oben beschriebene Verhältnis von kulturellen Grundlagen und konkreten Herausforderungen.
Da diese „Grundlagen“ in diesem Konstrukt so wichtig sind, lohnt es sich, sie näher zu betrachten, zunächst einmal historisch: Die deutsche Kultur, Gesellschaft und der deutsche Staat haben durch die zwei Weltkriege, und hierbei vor allem durch den Zweiten Weltkrieg, einen starken „Cut“ erfahren. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man über den Begriff „Leitkultur“ spricht, dem ich fünf Parameter zuordne:

Verfassung, Kultur (dazu gehörend Religion), Sprache und Bildung(sideal).

Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland ist das Grundgesetz. Das Besondere an dieser Verfassung ist, dass sie elementare Grundrechte, Menschenrechte, aus dem außergewöhnlichen historischen deutschen Kontext entstandene Lehren und gleichzeitig Entfaltungsmöglichkeiten einer freien, aber auf bestimmten Werten basierten Gesellschaften in einzigartiger Weise miteinander verknüpft. Das Grundgesetz hat für die Menschen ab 1949 in der deutschen Geschichte einzigartige Möglichkeiten geschaffen und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Menschen aus anderen Staaten, Kulturen und Gesellschaften ein freiheitliches Leben zu ermöglichen. Doch das Grundgesetz darf kein Ersatz für eine Kultur bzw. kulturelle Identifikation sein, sondern es ist eine Grundlage dessen. Als Beispiel sei hier die Geschlechtergerechtigkeit genannt, die ein Grundrecht ist, aber trotzdem immer der (Fort-)Entwicklung unterworfen war und ist und somit die Kultur Deutschlands immer mitbestimmt hat und weiterhin mitbestimmt.
Die Grenzen und gleichzeitig Chancen des Grundgesetzes werden im Kontext der kulturellen Integration von Menschen aus anderen kulturellen Kontexten deutlich.
Grenzen, weil das Grundgesetz (in den historischen Kontexten von) 1949 verfasst wurde und dort an Gastarbeiter, „Einwanderungsland Deutschland“ oder Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika noch nicht zu denken war. Chancen, weil es bei Reibepunkten und Konfrontationen vor allem mit seinen ersten neunzehn Grundrechten unverrückbare Prinzipien bietet, die die Basis bilden, um mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen fertig zu werden. Diese ermöglichen dann nicht nur eine Integration der Menschen, sondern auch eine „Integration der Kulturen“; eben auf der Basis des Grundgesetzes und damit wird aus einer exklusiven Kultur eine inklusive „Kulturgemeinschaft“.

Fragt man nach den konkreten „Werten“ und „Eigenschaften“ der deutschen Kultur, wird u.a. auf Pünktlichkeit, Höflichkeit, Ordnung und Disziplin verwiesen. Abgesehen davon, dass dies auch universale Eigenschaften sind, plädiere ich als angehender Historiker dafür, die in der deutschen Geschichte oftmals militaristische Verwendung dieser Eigenschaften zu bedenken. Doch diese „deutschen“ Eigenschaften (ich sehe sie in meiner eigenen Familie bestätigt) sind das beste Beispiel für Werte, die in einer Kultur gleichzeitig „fest verankert“ sein können und dennoch wandelbar sein sollten.
Daneben wird immer wieder auf die „christlich-abendländische Tradition“ verwiesen. Als angehender Historiker und Theologe würde ich diesen Begriff im Kontext der Leitkultur-Debatte unterschreiben. Das Grundgesetz beispielsweise ist „im Bewusstsein vor Gott und den Menschen“ verfasst, die Synthese zwischen Staat und Christentum bestimmt einen Großteil der deutschen Geschichte und des „deutschen Denkens“ bis heute. Ich unterschreibe ihn jedoch nicht, wenn er exklusiv, Menschen mit anderen religiös-kulturellen und religiös-gesellschaftlichen Vorstellungen abwertend, benutzt wird und gemeint ist.
Stattdessen findet seit nunmehr knapp 250 Jahren mit Beginn der Aufklärung eine besondere Synthese in Europa und Deutschland statt: Die Synthese zwischen Glauben und Vernunft und damit einhergehend die Kritik und Entwicklung des einen durch das andere. Durch das positive Religionsrecht (vgl. GG, Art. 4, Abs. 2) wird zudem die Möglichkeit geboten, Religion auch im öffentlichen Raum auszuleben, ohne die Trennung von Staat und Religion zu verletzen. Somit ist Religion sinnstiftend, aber – im staatlichen und kulturellen Sinne – nicht alleine sinnerklärend.

Diese Aspekte – Verfassung, Kultur und Religion – müssen aber sowohl in Deutschland geborenen Menschen als auch Zuwanderinnen und Zuwandern vor allem durch das Medium der Sprache nahegebracht werden. Dies hat im „Land der Dichter und Denker“ eine besondere Bedeutung.
Sprache ist zudem das Hauptmedium des menschlichen Miteinanders und beugt Missverständnissen und Milieubildungen und damit Abschottungen vor. Dabei muss man sich von zwei Seiten einander annähern: Der Wille zum Erlernen der deutsche Sprache ist hilfreich, aber auch die Fähigkeit, dazu motivieren zu können. Im Zweifelsfall wird die Initiative vom deutschen Staat und dessen Bildungseinrichtungen und der deutschen Gesellschaft das entscheidendere Moment sein.
Daher ist Bildung, die entscheidende Komponente. Schulische und berufliche Bildung bietet die Grundlage für wirtschaftliche Sicherheit, über die der Zugang zu den anderen erläuterten Aspekten einfacher wird. Spricht man jedoch über den Begriff der Leitkultur, so muss man konstatieren, dass der rein kognitive und ökonomische Zugang nicht ausreicht, sondern gerade hier sind politische und gesellschaftliche Bildung, die geisteswissenschaftlichen Fächer in Schule, Universität und Gesellschaft und der gesellschaftliche und politische Austausch gefordert. Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Herausbilden kritischen Denkens im Sinne der Ideale der Aufklärung. Daher ist eine demokratische Debatten- und Diskussionskultur unablässig. Gerade weil die deutsche Gesellschaft zu einer immer dynamischeren und heterogeneren Gesellschaft wird, braucht es auf journalistischer, politischer, gesellschaftlicher und religiöser Ebene einen Austausch, der eben humanistischen, aufklärerischen und demokratischen Grundlagen Stand hält. Dazu gehört auch bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement.

Menschen brauchen Orientierung, individuell und gemeinschaftlich, zusammengeschlossen in einer Gesellschaft. Erst gemeinsame Nenner und Verbindlichkeiten sorgen für Toleranz, ohne in die Beliebigkeit abzurutschen. Somit werden die Grundlagen für ein wirkliches Miteinander geschaffen statt einem Nebeneinander, das meiner Ansicht nach zu Abschottung und Milieudenken und letztlich zu Parallelgesellschaften, gleich welcher Art, führen kann.
Deshalb sage ich: Wir „brauchen“ keine Leitkultur, wir haben eine, aber es darf keine Leitkultur sein, die ausschließlich uns „leitet“, sondern eine, die auch wir, individuell und gemeinschaftlich, „leiten“.

Samstag, 22. Juli 2017

Ehe für alle! Benutzt von allen?

Einen wunderschönen guten Tag,

bei strahlendem Sonnenschein (also im Moment von dort aus, wo ich gerade schreibe) melde ich mich zum dritten Mal in diesem Jahr aus meiner Schaltzentrale zurück, heute mit meiner Einschätzung der "Ehe für alle", sprich dem Bundestagsbeschluss zur Öffnung des (rechtlichen) Ehebegriffs auch für homosexuelle Paare, die bisher im Vergleich zu heterosexuellen Paaren lediglich eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen konnten, aber, vor allem rechtlich und steuerlich, anders eingeschätzt wurden.

Ich werde wieder in Thesen vorgehen. Diese Thesen spiegeln grundsätzliche Gedanken von mir wieder. Ich betrachte die Thematik von mehreren Perspektiven, allerdings sollte klar sein, dass man eine eigene Vorlesung zum Thema "Ehe aus juristischer Sicht", "Ehe aus religiöser Sicht", usw. machen könnte.
Sollten also an der einen oder anderen Stelle Gedanken aufkommen wie "Man, aber dazu gehört doch noch..." oder "Aber Aspekt XY darf man nicht vergessen", dann kann das sachlich ganz bestimmt korrekt sein, aber ich argumentiere ja auch in einem gewissen Maße aus einer subjektiven Sicht.

Dazu bedarf es allerdings einiger Vorbemerkungen, die ich in späteren Ausführungen entsprechend aufgreifen werde.

Aus gesetzlicher Sicht ist das Thema Ehe ein besonderes Thema, weil es einfach einen wichtigen Platz in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland einnimmt. Die ersten neunzehn Artikel des Grundgesetzes werden als "Grundrechte" bezeichnet. Dort finden sich unter Artikel 6 folgende Absätze:

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.
(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.
(5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern.

(Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122, Abruf: 22.07.2017, 14:03 Uhr)

Die Ehe war jahrhundertelang aus politischer Sicht eine Institution, d.h. eine bestimmte Einrichtung respektive (rechtliche) Lebensgemeinschaft von Mann und Frau mit der Offenheit und der Anstrebung von Kindern, für die diese Institution die erste Sicherheit gewährleistet.

Die Ehe für alle wurde in der letzten Sitzung des Bundestages vor der jährlichen Sommerpause beschlossen, auf Initiative des Bundesrates hin. Bundeskanzlerin Merkel hatte die Gewissensfreiheit der Politiker ihrer Partei bei der Entscheidung ermöglicht und den sogenannten Fraktionszwang aufgehoben. Linke, Grüne und SPD wollten sowieso schon lange die Ehe für alle.

Bundestagspräsident Frank-Walter Steinmeier hat nun als Staatsoberhaupt das Gesetz unterschrieben, somit kann es in drei Monaten von heute an in Kraft treten, genauer gesagt ab Anfang Oktober.

So viel zu den Fakten. Nun meine Meinung in Form von 3 Thesen:

(1) Unabhängig, ob man dafür ist oder nicht, dass die Ehe für alle kommen sollte bzw. die Öffnung der Ehe für alle, war das wie eines demokratischen Rechtsstaates nicht würdig!
Dass ein solch sensibles Thema wie die Ehe, einer Einrichtung zweier Menschen, die auf prinzipiell lebenslanges Zusammensein aus ist, und in der die nächste Generation die Basics für das Leben mitbekommt, also wirklich die kleinste Form der Gesellschaft ist, zu einem politischen Spielball verschiedener Parteien wird, ist im Geist des Grundgesetzes unwürdig und stuft die ehrlichen Bemühungen von Politikern und Aktivisten der letzten knapp siebzig Jahre massiv herab. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt.
Ich habe in den letzten Wochen dann sowas gehört wie: "Ja, ist doch egal, Hauptsache, es ist jetzt echte Gleichberechtigung da."
Nein! Es ist nicht egal. Wie bereits angeführt, geht es hier um Artikel 6 des Grundgesetzes, einem Grundrecht jeden Bürgers. Was die Grundrechte des Grundgesetzes, einer der am höchsten angesehenen Verfassung der Welt, angeht, plädiere ich für deutlich mehr Fingerspitzengefühl und für weniger politischen Missbrauch.
Damit hat man u.U. auch dem Bundesverfassungsgericht einen Bärendienst erwiesen, weil jetzt gerade aus rechts-konservativer Ecke Verfassungsklagen kommen könnten und in Zeiten von Terror und politischem Radikalismus hat das Bundesverfassungsgericht bestimmt besseres zu tun.

(2) Das Thema Kinder muss nun klar geregelt werden, da mit der Öffnung der Ehe auch das gleichberechtigte Adoptionsrecht einsetzt.Mit der Gleichstellung mit einer heterosexuellen Ehe haben homosexuelle Paare im vollen Umfang zukünftig dieselben Adoptionsrechte wie heterosexuelle Paare.
So weit, so gut.
Jedoch müssen hier klare Regelungen schnell in das juristische Prozedere eingehen, dass am Ende nicht die Kinder darunter leiden müssen.
Ein anderer Aspekt muss weiterhin beachtet werden: Homosexuelle Paare können aus sich heraus keine Kinder zeugen. Dies wäre nur über eine Leihmutterschaft bzw. künstliche Befruchtung möglich.
Hier müssen klare Regeln getroffen werden, wie das Verhältnis der Partner untereinander und zu den Kindern ist, sonst haben unter (rechtlichen) Missverständnissen alle Beteiligten zu leiden.
Zusätzlich sollte die Leihmutterschaft weiterhin verboten bleiben, weil sie Ausbeutung (der Leihmütter) und eine risikobehaftete Trennung von leiblicher Mutter und Kind zur Folge hat.

(3) Der Begriff "Ehe für alle" (den ich hier selber zwecks leichterer Einordnung benutzte) muss eingegrenzt bleiben.Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, ist ein Plädoyer für den Schutz der Menschen. So darf "Ehe für alle" keine Ehe von zu nahen Verwandtschaftsverhältnissen bedeuten, weil Kinder einem hohen genetischen Risiko ausgesetzt wären und immer die Gefahr von familiärer Drängung (in einigen Kulturen keine Ausnahme) bestünde.
Alle weiteren möglichen Eheverbindungen, bei deinen Gefahr für einen der Partner oder gar beide Partner oder Kinder besteht, müssen verhindert werden.



Exkurs Die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare zeigt die wunderbare Trennung von Staat und Religion (Kirche) in unserem Land.Natürlich beschäftigt mich dieses Thema als Katholik sehr, gleichzeitig fühle ich mich in meinen religiösen Gefühlen oder meiner "religiösen Einstellung" zum Thema Ehe in keinster Weise angegriffen. Es wird immer über den Einfluß der Religion auf den Staat bzw. die Politik gesprochen und wie man diesen eindämmen müsste. Hier zeigt sich, dass ein Gesetz geändert wird und die beispielsweise kirchliche Ehe damit nicht (direkt) angegriffen oder eingeschränkt wird (ob sie dadurch "indirekt" angegriffen wird, hängt sicherlich auch von der individuellen religiösen Positionierung ab).
Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn es gibt viele Länder, in denen Gesetzesänderungen einen unmittelbaren Einfluß auf Religionsgemeinschaften haben und ihnen (gerade das Christentum mit weltweit knapp 100 Millionen verfolgten Gläubigen weiß darum) Gesetze aufzwängen.
Aber hier wurden ja die kirchlichen oder religiösen Ehebegriffe nicht angetastet, die Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften können weiterhin mit ihren Gläubigen kirchliche und religiöse Hochzeiten durchführen wie sie es vorher getan haben und der "religiöse Geist" dieser Ehen bleibt derselbe.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Jens Spahn, CDU-Politiker, das ungefähr meine Einstellung zu dieser Thematik widergibt:
"Denn gerade weil ich ein wertkonservativer Mensch bin, möchte ich, dass auch zwei Männer oder zwei Frauen Ja zueinander sagen und heiraten können." (Quelle: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/jens-spahn-oeffnung-der-ehe-ist-logischer-schritt-aid-1.6910653, Stand: 22.07.2017, 15:05 Uhr)

Ob dafür der Ehebegriff als solcher verwendet und benutzt werden musste und muss und ob eine Ausweitung der eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht gereicht hätte, ist eine weitere Frage.

Mittwoch, 10. Mai 2017

#noReligion? Gedanken zur (christlichen) Religion und individualistischem Glaubensbild in der westlichen Gesellschaft

Servus, Moin, Tach auch, Hallo!

Nach fast einem halben Jahr melde ich mich hier im Blog mit einem neuem Beitrag zurück. Leider (oder vielleicht Gott sei Dank) lebt sich das Leben nicht von alleine und deswegen fehlt einem bisweilen die Zeit für solch schöne Dinge wie diesen Blog. Aber nun bin ich ja wieder zurück, von daher: Bitte beruhigen da.

Heute werde ich über das Verhältnis von individualistischem (Gottes-)Glauben und christlichen respektive kirchlichem Glauben schreiben [andere Religionen, allen voran der Islam, sind nochmal ein Thema für sich, es wird sich hier auf den christlichen Glauben beschränkt]. Direkt vorneweg: Ich werde keine Fachliteratur hinzuziehen, d.h. dieser Beitrag hat eher den Charakter eines Essays. Selbstverständlich wurde und wird über diese Thematik auch in theologischen, sozialwissenschaftlichen und/oder religionswissenschaftlichen Beiträgen nachgedacht, wodurch entsprechende Aspekte dort deutlich fundierter präsentiert werden können als hier. Aber das ist schließlich auch nicht der Anspruch eines solchen Blogs, sondern es stehen in diesem Blog meine (persönlichen) Gedanken zur Diskussion und Disposition.

Ich werde meine Gedanken zum Thema durch Thesen darstellen, die ich anreißend erkläre. Zu jedem Gedanken bzw. jeder These kann natürlich noch mehr (fachwissenschaftlich) gesagt werden [wie bereits erwähnt].

1   Der Status quo

Sieht man sich das Glaubensfeld in Europa an (Amerika ist gesondert zu betrachten), so zeigt sich, dass seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die kirchliche Gebundenheit und der Gottesdienstbesuch kontinuierlich abgenommen haben. Daran haben weder das Zweite Vatikanische Konzil (Eine Kirchenversammlung zur "Modernisierung" der katholischen Kirche) noch die Bemühungen der beiden Großkirchen (protestantisch und katholisch) etwas geändert.
Kirche als religiöse Institution wird allgemein kritisch betrachtet, sei es aufgrund von vermeintlichen Verfehlungen in der Geschichte (ältere sowie jüngere), sei es, weil sie als "verstaubt" und "einschränkend" empfunden wird.
Wird der monotheistische Gottesbegriff (Theismus = Glaube an eine Gottheit, die in die Welt und das menschliche Geschehen eingreift)  nicht von vornherein abgelehnt, handelt es sich also nicht um einen Atheisten (jemand, der die Existenz einer über geordneten Macht wie Gott ablehnt) oder um einen Agnostiker ("Suchender", jemand, der eine übergeordnete Macht nicht ausschließt, aber auch kein konkretes Gottesbild hat bzw. an keinen konkreten Gott glaubt), zeigt sich in der westlichen Gesellschaft oftmals ein individualistisches Gottesbild, das sich von Individuum zu Individuum stark unterscheidet.

2   DREI Thesen, warum das individualistische Gottesbild eine Form des monotheistischen Gottesbildes ist

(1)   Die Möglichkeit von EINEM Gott ist erst durch die "monotheistischen Religionen" geboten worden.

Obgleich sich individualistische Gottesbilder (so meine Beobachtung) von kirchlichen und christlichen Gottesbildern abgrenzen (wollen), nehmen sie in 99% der Fälle die Vorstellung eines Gottes auf. Warum äußern sich moderne individualistische Gottesbilder nicht in polytheistischen (Polytheismus = Glaube an mehrere Götter) Gottesbildern?

Meine These: Weil sich auch individualistische Gottesbilder an dem jüdisch-christlichen Gottesbild eines Gottes orientieren und diesen Gedanken anders übersetzen. Ohne die Kenntnis (und sei es nur eine oberflächliche Kenntnis) eines monotheistischen Gottesbildes könnten die Gottesbilder genauso gut polytheistisch sein.

(2)   Die Ethik dieser individualistischen Gottesbilder ist eine fortgeführte Ethik der jüdisch-christlichen Ethik.

Denkt man an die Kirche, so kommt vielen Menschen eine vermeintliche Doppelmoral in den Kopf. Auf der einen Seite wird Nächstenliebe, Armut, Enthaltsamkeit und eine klare Sexualmoral aufgezeigt, auf der anderen Seite gibt es Prunk, Ausschweifungen, uneheliche Kinder und nicht zuletzt den sexuellen Missbrauch.
Was will mir diese Institution moralisch denn dann noch sagen? Da kümmere ich mich lieber selbst um meine moralischen Werte und lasse mir "nichts vorschreiben". Es reichten doch bestimmte "Grundregeln", alles andere sei dem Individuum freizulassen.
Diese Gedanken sind absolut nachvollziehbar und ihnen ist vielleicht auch teilweise zuzustimmen.
Aber das, was man als "eigene Moral" bezeichnet, ist nichts, was aus dem Menschen gänzlich selbst heraus kommt, sondern der Mensch ist moralisch auch ein Produkt seiner Erziehung, Umwelt, Medien, usw.
Die "Grundregeln" fußen zu einem großen Teil auch auf dem jüdisch-christlichen Erbe, was die Würde des Menschen angeht, der individuellen Beurteilung (durch Gott), moralischen Grundregeln in Beziehungen (seien sie freundschaftlich, familiär oder partnerschaftlich bzw. wenn sie eine körperliche Komponente haben).

Meine These: Wir haben es mit einer fortgeführten und individualistisch "übersetzten" jüdisch-christlichen Ethik zu tun, die aber ihren "Stamm" (nämlich eben der jüdisch-christlichen Ethik) abstoßen will, ohne den sie eigentlich in dieser Form nicht existieren würde.

(3)   Das individualistische Gottesbild ist auf das jüdisch-christliche Gottesbild zurückzuführen; dies zeigt sich auch und vor allem in der Religiosität, d.h. im praktischen Ausüben des Glaubens.

Viele der Menschen, die einen individualistischen Gottesglauben haben, beten, so denke ich, nicht anders als Juden, Christen oder Muslime insofern, als dass sie einen Gott persönlich ansprechen.
"Lieber Gott, mach doch bitte..." oder "Gott, ich danke dir für..."
Die Vorstellung eines Gottes, den man persönlich ansprechen kann, und mit dem man eine Beziehung herstellen kann, kommt klar aus dem jüdisch-christlichen Gottesbild, da der christliche Gott zuerst in der Geschichte des Volkes Israel und dann in Jesus von Nazareth mit den Menschen in direkte Kommunikation, in eine direkte Beziehung, gegangen ist.
Weiterhin ist die Vorstellung, dass man "gut zu den Menschen sein sollte, um Gott zu gefallen" ebenfalls auf das jüdisch-christliche Gottesbild zurückzuführen. Das Gebot der Nächstenliebe, das "Erkennungsmerkmal" überhaupt für den christlichen Glauben, ist bereits im Alten Testament zu finden und natürlich bei Jesus selbst. Pointiert wird dies bei dem Ausspruch von Jesus "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus Evangelium, Kapitel 25, Vers 40).
Dies deckt sich dann perfekt mit der Überzeugung, nicht mehr "einem Papst oder einem Bischof gefallen zu müssen" (was de facto ja auch nicht Voraussetzung für den (katholisch-)christlichen Glauben ist).

Meine These: Selbst wenn man nicht explizit an den monotheistischen Gott glaubt, greift der praktizierte (individualistische) Glaube auf die Grundlagen von zweijahrtausend Jahren jüdisch-christlicher religiöser Praxis zurück.

3   ZWEI Thesen, warum der vermeintlich unabhängige individualistische Gottesglaube nicht alles "besser" macht als der kirchliche jüdisch-christliche Glaube

(1)   Individualistisch bedeutet auch, dass die letzte Instanz das eigene Gewissen und eigene Ansichten sind, was u.U. problematisch werden könnte.

Ich versuche, diese These mit einem Beispiel zu untermauern:
Ein Mensch vertritt einen solchen individualistischen Gottesglauben. Er hält sich an gängige Gesetze und grundsätzliche moralische Vorstellungen. Gleichzeitig hat er mehrere wechselnde Partner/innen. Er begeht kein Verbrechen im juristischen Sinne, vielleicht kann er es moralisch vor sich selbst rechtfertigen und letztlich beachtet er doch die "Grundregeln".
Diese Sicht, die eigentlich ein freiheitliches Leben suggerieren soll, ist aber stark begrenzt. Vielleicht entwickelt eine/r der Partner/innen, mit denen er nur kurz zusammen ist, stärkere Gefühle für diesen Menschen, die er nicht erwidern kann, aber gleichzeitig fahrlässig in Kauf nimmt.
Und genau hier würde meine Kritik ansetzen: Im Zweifelsfall ist man selbst die letzte Instanz für einzelne Fragen des Lebens, was im Sinne der kantschen Verunftkritik ja auch absolut berechtigt und auch ratsam ist, allerdings überträgt man seine individualistische Sicht auf andere und hat in den Einzelfragen keine Sensibilität dafür, dass man das Verhältnis zu Gesellschaft, Mensch und Gott nur aus dem eigenen Horizont heraus bestimmt.


Meine These: Ein individualistischer Glaube muss nicht dazu führen, was ich gerade beschrieben habe. Aber die "Gefahr" ist größer.


(2)   Der individualistische Gottesglaube ist anfälliger für eine "projiziertes" Gottesbild, wie es Feuerbach kritisiert hat.

An dieser Stelle sei auf meinen Beitrag in diesem Blog zu Ludwig Feuerbachs "Das Wesen des Christentum" und Ludwig Feuerbachs "Projektionshypothese" verwiesen.
Kurz zur Erinnerung: Ludwig Feuerbach hat gesagt, dass der (jüdisch-christliche) Gott ein vom Menschen "erfundenes" Wesen sei, auf den die entsprechenden (und gewünschten) Eigenschaften des und durch den Menschen projiiziert werden.
Nimmt man sich nun noch einmal das individualistische Gottesbild vor, dann sehe ich dieses Gottesbild anfällig für eine solche Projektion. Wenn jemand sagt, dass "sein" Gott für ihn so oder so sei, dann reduziert er Gott nicht nur, sondern er wird (wahrscheinlich unterbewusst und wahrscheinlich werden diese Menschen das auch nicht zugeben (wollen)) eigene Erfahrungen, Sichtweisen, biographische Aspekte in das Gottesbild aufnehmen. Das Gottesbild eines Menschen aus der reichen Oberschicht, der in einer Villa mit viel Luxus aufgewachsen ist, wird sich dann höchstwahrscheinlich massiv von dem Bild eines Menschen, der in bitterer Armut aufgewachsen ist und nie eine Chance auf ein besseres (ökonomisches) Leben hatte, unterscheiden. Genauso massiv könnte sich das Gottesbild eines glücklichen Familienvaters, der glücklich verheiratet ist und zwei gesunde Kinder hat, von dem Gottesbild eines Vaters, der geschieden ist und ein Kind durch einen Autounfall verloren hat und dessen zweites Kind behindert ist, unterscheiden.
Es kommen solch unterschiedliche Gottesbilder zusammen, dass es überhaupt keinen Konsens mehr gäbe. Und dann gehe ich soweit, dass diese Menschen eigentlich gar nicht mehr an einen Gott, sondern an mehrere Götter glauben.
Oder dass sie eben nur einen projizierten Gott im Kopf haben, der aber nur ein "Puzzle" ihres Lebens wäre.


4   ZWEI Thesen, warum ich mich für den christlichen Gott statt eines im "luftleeren" Raum stehenden individualistischen Gott entscheide.


An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, dass ich damit dem hier erläuterten individualistischem Glauben nicht das "Existenzrecht" abspreche oder als weniger wert als meinen Glauben darstellen möchte; so etwas liegt mir fern. Ich möchte nur auf die (vermeintlichen) Wurzeln dieser Glaubensvorstellungen hinweisen und die (vermeintlichen) Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausstellen sowie mögliche kritische Gedanken.


(1)   Ich möchte eine Beziehung zu dem jüdisch-christlichem Gott, weil ich damit einen konkreten Gott vor mir habe.

Wenn ich bete, dann bringe ich selbstverständlich wie jeder andere gläubige Mensch persönliche Anliegen vor Gott. Ich bete für andere Dinge als andere Christen und ich beklage unter Umständen andere Dinge als andere Christen. Dennoch bete ich auch bestimmte Gebete wie das "Vater unser" oder bestimmte Psalmen immer wieder, weil ich einen konkreten Gott anspreche, nämlich den christlichen Gott. Und zu diesem Gott gehört ein entscheidender Aspekt, der bei individualistischen Glaubens- und Gottesvorstellungen fehlt bzw. nicht diese entscheidende Komponente hat: Offenbarung.
Der christliche Gott hat sich in Jesus Christus offenbart, um es dogmatisch auszudrücken, und von dieser Offenbarung zeugt das Neue Testament. Gott zeigt sich dort mit bestimmten Eigenschaften, drückt sich in einer bestimmten Art und Weise aus und zeigt einen grundlegenden Weg auf.
Deshalb gibt es bestimmte Formen und Formeln, mit denen ich einen Zugang zu Gott finden kann, genauso, wie es bestimmte Formen und Formeln gibt, mit denen ich Zugang finden kann zu meinem Chef, die sich wiederrum von den Formen und Formeln unterscheiden, wie ich Zugang zu meinen Eltern finden kann, usw.
Jedes Mal mache ich mir damit klar, dass ich sozusagen ein- und denselben Gott anspreche, der sich aber in meinem bzw. in unserem Leben auf vielfältige Weisen zeigt bzw. zeigen kann.


(2)   Ich bin mir meiner Begrenztheit bewusst und dass Gott vielleicht im Detail anders ist als ich ihn anspreche oder mir vorstelle, dennoch habe ich immer den Gott, nämlich den jüdisch-christlichen Gott vor Augen.

Dieser Aspekt schließt an den ersten Punkt an. Ich habe einen konkreten Gott vor Augen und dennoch ist mir bewusst, dass er vielleicht gar nicht so konkret im Leben (in meinem Leben) ist, wie ich mir das wünsche, erhoffe, etc. Würde ich daher nur meine eigenen Vorstellungen und meinen eigenen "Filter" einsetzen, um mein Gottesbild entstehen zu lassen, dann würde ich Gott (dem ja auch individualistische Gläubige i.d.R. Eigenschaften wie Unendlicheit, Allmacht oder Allwissen zusprechen) reduzieren und eingrenzen.
Die Grundvorstellungen des konkreten jüdisch-christlichen Gottesbildes "schützten" mich somit von dieser Einengung, da sie ernst nehmen, dass Gott für alle Gott ist und mit allen Menschen eine Beziehung hat.

Mittwoch, 4. Januar 2017

Samuel P. Huntington - Kampf der Kulturen


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 Huntington, P. Samuel: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, München 2002. (Bild: amazon.de)

Einen wunderschönen guten Tag zusammen,

es ist wieder mal soweit: Es gibt einen neuen Eintrag in diesem Blog und dieses Mal wage ich mich an ein Werk heran, das kurz vor dem "Milenium", also dem Übergang zum dritten Jahrtausend nach Christus (um das Jahr 2000 herum), eine Riesenwirkung gehabt hatte:
"Kampf der Kulturen"
von Samuel P. Huntington

Es handelt sich hierbei um eine grundsätzlich politikwissenschaftliche Analyse, die, wie viele andere große Werke, weitere Bereiche in sich vereint, darunter Geschichte, Religion (Theologie), Ökonomie.

Ich habe mir dieses bereits in der Erstfassung 1993 erschienende Werk ausgesucht, weil die Welt durch die Bedrohung des Terrorismus, Flüchtlingskrise, Krise der EU, neu herauskristallisierender Konflikt zwischen Amerika und Russland, usw. wieder (scheinbar) mit neuen zentralen weltpolitischen Konflikten konfrontiert wird, die Auswirkungen bis hin zum "einfachen Bürger" haben.
In diesem Kontext wird von verschiedenen Seiten und in verschiedenen Zusammenhängen (auch und gerade in populistischen Aussagen) ein großer "Kampf" proklamiert.


Allerdings denke ich, dass es im Rahmen dieses Blogs auch nicht ratsam wäre, das ganze Buch detailliert zu besprechen, sondern Huntington spricht am Anfang des Buches von fünf Teilen, die das Gerüst des Buches bilden. Auf genau diese fünf Teile möchte ich eingehen und sie ein wenig analysieren.

1 Zum Autor
2 Kurze Geschichte und Einordnung des Werkes
3 Fünf Hauptteile desWerkes
4 Persönliche Einschätzung

1 Zum Autor

 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b4/Samuel_P._Huntington_(2004_World_Economic_Forum).jpg/220px-Samuel_P._Huntington_(2004_World_Economic_Forum).jpg
Der bereits verstorbene Samuel P. Huntington 2004 (Bild: de.wikipedia.org)

Samuel Phillips Huntington (1927-2008) war amerikanischer Politikwissenschaftler und Autor, der unter anderem auch als Berater für das US-Außenministerium zuständig war.
Zu Anfang seiner Universitäts- und Beraterkarriere fokussierte Huntington sich vor allem auf militärpolitische Themen. Diese Verknüpfung von universitärer Lehrtätigkeit und Beratertätigkeit prägte ihn einen Großteil seines (beruflichen) Lebens.
Huntington hat meistens, anders als andere Sozial- und Politikwissenschaftler, auf hohen Metaebenen gedacht und hatte oft den Markokontext in Bezug auf Politik, Kultur(en) und Geschichte im Blick.
So auch bei The clash of  Civilisations, auf deutsch "Kampf der Kulturen".

2 Kurze Geschichte und Einordnung des Werkes

Bereits 1993 erschien in einer amerikanischen Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik ein Aufsatz mit dem Titel der 1996 erschienden Monographie.
Der Aufsatz wurde unter dem noch frischen Eindruck des Zusammenbruchs der Sowjetunion und seiner Folgen, zu denen unter anderem der Zerfall der "zwei weltpolitischen Machtblöcke", nämlich die kommunistische und die kapitalistische Welt präsentiert durch die USA und die UdSSR, verfasst.
Zu dieser Zeit kursierte in den Gesellschaftswissenschaften (Geschichts-, Politik-, Sozialwissenschaft u.a.) die Vorstellung, dass der Zusammenbruch einer Welt, die in zwei klare Blöcke geteilt ist, zu so etwas wie einer "Universalkultur"führen werde.
Dagegen wendet sich Huntington und vertritt die These, dass durch den Wegfall des "großen" Konflikts zwischen den USA und der Sowjetunion keine neuen Konflikte entstünden, sondern die übergeordneten Zivilisationen der Welt auch auf die weltpolitische Bühne "vortreten" könnten und dort in verschiedenen Begegnungen, Auseinandersetzungen, Konflikten, usw. die Weltpolitik und deren Ausrichtung entscheidend bestimmten.
Ein besonderes Augenmerk legt er auf den Konflikt zwischen der muslimischen Zivilisation und der nicht-muslimischen Zivilisation, namentlich der westlichen Zivilisation.

3 Fünf Hauptteile des Werkes (alle S.19-20)

Teil Eins. Zum erstenmal in der Geschichte ist globale Politik sowohl multipolar als auch multikulturell; Verwestlichung ist etwas anderes als Modernisierung; und wirtschaftliche und soziale Modernisierung erzeugt weder eine universale Kultur irgendeiner Art noch die Verwestlichung nichtwestlicher Gesellschaften.

In späteren Ausführungen erläutert Huntington pointiert, was damit gemeint ist: Nur weil nichtwestliche Gesellschaften technologische Errungenschaften und Modernisierungen übernehmen und ihre Lebenswelt integrieren, bedeutet dies nicht, dass sie auch die Werte aus dieser Gesellschaft übernehmen. Oftmals findet genau hier eine klare Trennlinie statt. Es werde davon ausgegangen, dass die technologischen Errungenschaften zwar zum Fortschritt der eigenen Kultur beitrügen, aber die Werte aus der westlichen Zivilisation abzulehnen seien, da mit ihnen bspw. Verrohung, Zügellosigkeit, Enthemmung der Werte u.v.m. einhergehe.
Die Globalisierung, die in den 1990er Jahren bedeutend vorangeschritten sei, bewege sich somit weitestgehend auf einer ökonomischen und technischen Ebene, nicht aber auf einer kulturellen und philosophischen Ebene und wenn sie es auf der letzteren Ebene tue, dann führe sie zu Ablehnung.

Teil Zwei. Das Machtgleichgewicht zwischen den Kulturkreisen verschiebt sich: Der Westen verliert an relativem Einfluß; asiatische Kulturen verstärken ihre wirtschaftliche, militärische und politische Macht; der Islam erlebt eine Bevölkerungsexplosion mit destabilisierenden Folgen für muslimische Länder und ihre Nachbarn; und nichtwestliche Kulturen bekräftigen selbstbewußt den Wert ihrer eigenen Grundsätze.

Wenn Huntington davon ausgeht, dass der Westen an relativem Einfluß verliere, geht er davon aus, dass dieser vorher einen großen objektiven Einfluß gehabt habe. Dies rührt für vor allem aus der Prämisse, dass der Westen von den beiden einstigen zwei großen Mächten, namentlich Westen und (kommunistischer) Ostblock, nach den Geschehnissen Anfang der 1990er Jahre einzig übrig geblieben ist und in die Rolle des "Gegenspielers" schlüpfen nun die asiatische und die muslimische Kultur. Obgleich Huntington zu Anfang des Buches nämlich von bis zu acht großen Zivilisationen spricht, fokussiert er sich doch recht stark auf drei Zivilisationen: Die westliche, die asiatische und die islamische.
Haben diese sich im Kontext des Kalten Krieges noch teilweise Amerika als Vorreiter des Westens  verbunden gefühlt entgegen der kommunistischen UdSSR, betonen sie nach deren Wegfall ihre eigene Stärke, auch und besonders vor den USA.

Teil Drei. Eine auf kulturellen Werten basierende Weltordnung ist im Entstehen begriffen: Gesellschaften, die durch kulturelle Affinitäten verbunden sind, kooperieren miteinander. Bemühungen, eine Gesellschaft von einem Kulturkreis in einen anderen zu verschieben, sind erfolglos; und Länder gruppieren sich um die Führungs- oder Kernstaaten ihrer Kultur.

Dieser Teil seiner Ausführungen ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Huntington und seinen Thesen und den Ausführungen anderer Sozial- und Politikwissenschaftler, Historiker, usw. Während oftmals ein Nebeneinander von essentiellen Aspekten wie Geschichte, Wirtschaft, Kultur, Religion, usw. betont wird, betont Huntington klar die übergerodnete Stellung von Kultur über andere Aspekte.
Daher geht er auch davon aus, dass sich wesentliche Kulturen nicht einfach so "vermischen", sondern dass sie in ihrer Grundordnung so bestehen bleiben und sich innerhalb von ihnen so etwas wie eine "Hierarchie" bildet.

Teil Vier. Seine universalistischen Ansprüche bringen den Westen zunehmend in Konflikt mit anderen Kulturkreisen, am gravierendsten mit dem Islam und China. Auf lokaler Ebene bewirken Bruchlinienkriege (im wesentlichen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen) den "Schulterschluß verwandter Länder", die Gefahr einer breiteren Eskalation und damit Bemühungen von Kernstaaten um Eindämmung und Unterbindung dieser Kriege.

Der erste Satz erklärt sich, denke ich, von selbst.
Während die chinesische Kultur unter sich ist, da ihr Kernstaat gleichzeitig die Kultur "stellt", und Chinesen im Ausland meist lediglich wirtschaftliche Aufgaben erfüllen, gibt es viele Staaten, sowohl in der westlichen Welt, als auch in der islamischen, in der ein wesentlicher Prozentsatz von Muslimen mit Nichtmuslimen zusammenlebt. Dort wird der universalistische Konflikt zwischen dem Westen und dem islamischen Kulturkreis auf lokaler Ebene fortgeführt. Dies wiederum kann zu einer Ausweitung bzw. Einmischung auf die bzw. der universalistischen "Großmächte" führen.

Teil Fünf. Das Überleben des Westens hängt davon ab, daß die Amerikaner ihre westliche Identität bekräftigen und die Westler sich damit abfinden, daß ihre Kultur einzigartig, aber nicht universal ist, und sich einigen, um diese Kultur zu erneuern und vor der Herausforderung durch nichtwestliche Gesellschaften zu schützen. Ein weltweiter Kampf der Kulturen kann nur vermieden werden, wenn die Mächtigen dieser Welt eine globale Politk akzeptieren und aufrechterhalten, die unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen berücksichtigt.

Huntington sieht eine wesentliche Rolle innerhalb der westlichen Zivilisation bei den USA.
Er spricht in diesem Kontext eben auch als amerikanischer Regierungsberater, der den großen Einfluss der USA auf andere westliche Staaten hautnah miterlebt hat.
Daher schreibt er den USA weiterhin eine führende Rolle innerhalb des Westens zu, betont aber gleichzeitig, dass der Westen mit den USA vorsichtig sein muss, ihre Kultur als universal zu betrachten. Vielmehr muss eine innere Veränderung bzw. Erneuerung vollzogen werden.
Er drückt sich schließlich für eine globale Politik aus, die aber eben nicht das (für ihn wahrscheinlich utopische) Ziel einer "Universalkultur" anvisiert, sondern die unterschiedlichen kulturen Wertvorstellungen in den Blickpunkt nimmt.

4 Persönliche Einschätzung

Auch beim letzten Punkt meiner Analyse werde ich mich an den fünf Hauptteilen bzw. sogar Hauptthesen Huntingtons (denn wer das Buch im Ganzen liest, wird merken, dass diese fünf Thesen als Prämissen für fast jede Ausführung dienen) orientieren.

Teil Eins. Zum erstenmal in der Geschichte ist globale Politik sowohl multipolar als auch multikulturell; Verwestlichung ist etwas anderes als Modernisierung; und wirtschaftliche und soziale Modernisierung erzeugt weder eine universale Kultur irgendeiner Art noch die Verwestlichung nichtwestlicher Gesellschaften.

Globale Politik war immer multipolar und multikulturell. Und unterschiedliche kulturelle Vorstellungen wurden immer hinter ökonomische und soziale Interessen zurückgedrängt. Von der Antike (ein Beispiel hierfür ist die Jahrhunderte lang - mal mehr, mal weniger - erfolgreiche Besatzung des römischen Reiches in besetzten Gebieten) über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit.
Eine besondere Ausnahme stellt die Zeit des Kalten Krieges, in der sich globale Politik bipolar ausgedrückt hat. Und ich denke, von genau dieser Zeit ist Huntington in seinem ersten Satz maßgeblich beeinflusst.
Bei dem, was er danach schreibt, gebe ich ihm Recht. Wirtschaftliche und soziale Aspekte werden immer kurz- und mittelfristig schwache oder starke Auswirkungen haben können, aber sie werden nicht den Kern einer Kultur entscheidend ändern können.

Teil Zwei. Das Machtgleichgewicht zwischen den Kulturkreisen verschiebt sich: Der Westen verliert an relativem Einfluß; asiatische Kulturen verstärken ihre wirtschaftliche, militärische und politische Macht; der Islam erlebt eine Bevölkerungsexplosion mit destabilisierenden Folgen für muslimische Länder und ihre Nachbarn; und nichtwestliche Kulturen bekräftigen selbstbewußt den Wert ihrer eigenen Grundsätze.

Dass der Westen nach dem Kalten Krieg an relativem Einfluss verlieren werde, ergibt sich aus der besonderen Stellung mit zwei Hauptmächten im Kalten Krieg, die ab den 1990er Jahren wieder abgenommen hat. Dennoch hat der Westen bis ins Jahr 2017 in fast jedem größeren (und auch teilweise kleinerem) Krieg mitgemischt. Große Angriffe wurden vor allem auf den Westen bzw. westliche Staaten vorgenommen, daher bleibt der absolute Einfluss bestehen.
Der wirtschaftliche Aufschwung der asiatischen Staaten ist erfolgt. Gerade China hat spätestens Anfang der 2010er Jahre enorme wirtschaftliche Duftmarken gesetzt und so sein Wort in der Weltpolitik enorm aufgeputscht.
In Ländern, die eine muslimische oder mehrheitlich muslimische Bevölkerung haben, sehen wir seit Jahrzehnten ein starkes Bevölkerungswachstum; das ist richtig.
Allerdings gab es die destablisierenden Ereignisse und Entwicklungen vor allem dort, wo der Westen direkt oder indirekt eingegriffen hat (Afghanistan, Irak, Syrien,) oder in denen gravierende innenpolitische Veränderungen stattgefunden haben (Maghreb-Staaten wie Tunesien, Marokko, Ägypten).
Ich glaube, gerade den arabischen Frühling seit 2011 in den Maghreb-Staaten hätte Huntington nie erwartet, weil er zu sehr die Metaebene im Blick hatte. Schließlich war der Auslöser (der Auslöser, nicht die Ursache!) ein tunesischer Gemüsehändler, der sich aus Protest angezündet hatte.
Wo ich ihm aber wiederrum Recht gebe, ist bei seiner These, dass nichtwestliche Kulturen selbstbewusst den Wert ihrer eigenen Grundsätze bekräftigen.
Hier erachte ich die Frage nach dem Warum aber für essentiell wichtig. Oftmals geschah und geschieht dies nämlich auch aus Protest gegen die Intervenierung westlicher Staaten, allen voran die USA, die Unterstützung diktatorischer Despoten und ihrer Regime und die damiteinhergehenden Versuche der (wirtschaftlichen) Bevormundung. Immer wieder hat man in der Geschichte bei solchen Entwicklungen die Rückbesinnung auf "alte" und zusammenhaltende Werte erlebt, in Westeuropa findet zurzeit eine ähnliche Entwicklung statt, durch die rechtspolitische Parteien, Politiker und Bewegungen regen Zulauf erhalten.


Teil Drei. Eine auf kulturellen Werten basierende Weltordnung ist im Entstehen begriffen: Gesellschaften, die durch kulturelle Affinitäten verbunden sind, kooperieren miteinander. Bemühungen, eine Gesellschaft von einem Kulturkreis in einen anderen zu verschieben, sind erfolglos; und Länder gruppieren sich um die Führungs- oder Kernstaaten ihrer Kultur.

Zurzeit muss man Huntington bei dieser These zustimmen. Wenn es in Fragen der Flüchtlingszuströme nach Europa um die Integration und der Frage nach deren Gelingen geht, fällt immer wieder der Begriff des "jüdisch-christlichen Abendlandes". Es zeigt sich also, dass viele Menschen, Parteien, Institutionen, usw. die Frage nach dem Gelingen des Zusammenlebens von Menschen aus dem Nahen Osten und Europa nach der Frage der Vereinbarkeit von Menschen aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen beurteilen.
Allerdings findet die Kooperation der Staaten aus denselben Kulturkreisen nicht so automatisch statt wie sich das Huntington (zu einfach) vorgestellt hatte. Dies zeigt sich an der Zerrisenheit der EU in verschiedenen Fragen, der unterschiedlichen Haltung zum Westen bei muslimischen Staaten und den Spannungen von ostasiatischen Staaten.
Ich stimme dem zu, dass "Bemühungen, eine Gesellschaft von einem Kulturkreis in einen anderen zu verschieben", erfolglos bleiben. Allerdings kann das meiner Meinung auch gar nicht geschehen. Eine Gesellschaft manifestiert, bewegt und entwickelt sich nämlich immer durch ihre Protagonisten an dem Ort, an dem sie handeln.
Auch die Frage nach Führungs- oder Kernstaaten stellt sich im forgeschrittenen 21. Jahrhundert nicht mehr, zumindest nicht in Bezug auf eine bestimmte Kultur, höchstens noch in Bezug auf die Wirtschaft.

Teil Vier. Seine universalistischen Ansprüche bringen den Westen zunehmend in Konflikt mit anderen Kulturkreisen, am gravierendsten mit dem Islam und China. Auf lokaler Ebene bewirken Bruchlinienkriege (im wesentlichen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen) den "Schulterschluß verwandter Länder", die Gefahr einer breiteren Eskalation und damit Bemühungen von Kernstaaten um Eindämmung und Unterbindung dieser Kriege.

Dieser These stimme ich teilweise zu. Die universalistischen Ansprüche des Westens wurden in der Vergangenheit vor allem und fast ausschließlich durch die USA ausgedrückt. Ihre Interventionen hatten gravierende Entwicklungen im Nahen Osten zur Folge.
Der Konflikt mit China bleibt, wenn überhaupt, nur auf wirtschaftlicher Ebene, und dies auch nur teilweise. Wie sich dies unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, der wirtschaftlich auf Konfrontationskurs mit China zu gehen scheint, ändern wird, bleibt abzuwarten.
Auch auf lokaler Ebene gab es Bruchlinienkriege fast ausschließlich im Nahen Osten, der nahezu komplett muslimisch geprägt ist. Hier gab es für den selbsternannten "Islamischen Staat" (IS) Unterstützung aus Saudi-Arabien und (zu Anfang) aus der Türkei. Allerdings kam Unterstützung für nichtmuslimische Gruppierungen, die bedroht waren und sind, durch den Westen nicht aus "kultureller Überzeugung", sondern um die Situation in wichtigen Regionen, in Bezug auf die Friedens- und Wirtschaftspolitik, zu entspannen und die eigene Sicherheit durch Terroranschläge zu verhindern oder zu minimieren.


Teil Fünf. Das Überleben des Westens hängt davon ab, daß die Amerikaner ihre westliche Identität bekräftigen und die Westler sich damit abfinden, daß ihre Kultur einzigartig, aber nicht universal ist, und sich einigen, um diese Kultur zu erneuern und vor der Herausforderung durch nichtwestliche Gesellschaften zu schützen. Ein weltweiter Kampf der Kulturen kann nur vermieden werden, wenn die Mächtigen dieser Welt eine globale Politk akzeptieren und aufrechterhalten, die unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen berücksichtigt.

Also ich halte durch die Erfahrungen der letzten Jahre respektive Jahrzehnte eine Führungsrolle der USA, wie sie in dieser These angedeutet wird, nicht mehr für ratsam. Denn wie in hier verschiedenen Zusammenhängen bereits mehrmals angeführt, haben die USA eine wesentliche Verantwortung bei vielen regionalen und globalen Krise mit denen sich die Welt in den ersten zwei Jahrzehnten des 21. Jahrhunderten beschäftigten musste und weiterhin muss.
Weiterhin müssen viele Menschen, die versuchen sich durch die aktuellen Krisen hinter Mauern, Stacheldrähten, rechter Politik, Sanktionen und anderen Abkapselungen auf ihre Kultur zu "besinnen" (obwohl sich eine Kultur nie [allein] dadurch definieren sollte, was sie nicht ist, sondern dadurch, was sie ist) endlich merken, dass die westliche Kultur nicht die Krone der Schöpfung ist, sondern eine Kultur von vielen. Und der erhobene Zeigefinger bei Menschenrechten, Rechte der Frauen, Religionsfreiheit, usw. sollte vorsichtig hoch gehalten werden, denn auch Europa benötigte zunächst die Aufklärung, um dort stehen zu können, wo es heute steht. Und ganz nebenbei gab es dennoch im letzten Jahrhundert zwei Weltkriege, die in Europa begannen und vor allem dort ausgetragen wurden.

Ja, wir müssen unsere Kultur erneuern und uns vor Herausforderungen schützen...oder nein: Vielleicht sollten wir sie ANNEHMEN.
Damit meine ich nicht unsere Werte unter den Teppich zu kehren, sondern sie selbstbewusst zu betonen und durchzusetzen, selbst bei Menschen, die diese Werte ablehnen; damit sind alle Rechte UND Pflichten gemeint.

Der letzte Satz Huntingtons bei seinen fünf Thesen ist meiner Meinung nach der beste, den ich auf knapp 530 Seiten gelesen habe:
Ein weltweiter Kampf der Kulturen kann nur vermieden werden, wenn die Mächtigen dieser Welt eine globale Politk akzeptieren und aufrechterhalten, die unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen berücksichtigt.