Dienstag, 27. September 2016

Ludwig Feuerbach "Das Wesen des Christentum"

Endlich ist sie da:
Die Analyse von Ludwig Feuerbachs "Das Wesen des Christentum"
Entschuldigt bitte, dass ich solange gebraucht habe, viel Freude und Nachdenken damit ;)



Analyse Ludwig Feuerbachs „Das Wesen des Christentum“
Dritte Auflage, Wiegand 1849
Veröffentlicht durch den Anaconda Verlag, Köln, 2014

1 Zum Autoren
2 Seine Hauptthesen
3 Struktur
4 Einordnung und Gegenargumentation

1 Zum Autoren
Ludwig Feuerbach (1804-1872) war ein berühmter und auf viele andere Autoren einflussreicher Philosoph, Autor und Religionskritiker des 19. Jahrhunderts.
Bekannt geworden ist er vor allem durch sein Werk „Das Wesen des Christentum“.
Er führt darin aus, welche innere Kritik man dem Christentum und seiner Glaubenssubstanz sowie seinen Ausprägungen machen muss (aus seiner Sicht).
Durch die Ideen des sogenannten „Vormärz“ beflügelt, machte er sich Anfang der 1840er Jahre konkret daran, seine Religionskritik zu entwickeln.
Grundgedanken hierzu kann man aber bereits Anfang der 1830er Jahre erkennen.
Er stand philosophiegeschichtlich in der Linie der Aufklärung, allerdings war seine Religionskritik nicht institutionell (z.B.  Kirche) und/oder personenorientiert (eigene Unmündigkeit, Immanuel Kant), sondern vielmehr auf den inneren Sinngehalt der Religion und die Psychologie des Menschen konzentriert.
In diesem Zusammenhang ist es wohl ganz interessant, dass seine Arbeit einigen Einfluss auf Dr. Sigmund Freud hatte.

2 Seine Hauptthesen
Für Ludwig Feuerbach ist das was allgemeinhin als „Theologie“ bezeichnet wird eigentlich „Anthropologie“. Er begründet dies damit, dass der Mensch, wenn er versucht mit Gott Kontakt aufzunehmen, eigentlich zu sich selbst, zu seinen inneren Wünschen, Hoffnungen, Freuden, Fehlern, Begrenztheiten, usw. Kontakt aufnimmt.
Diese Hauptthese ist vielen unter dem Begriff „Projektionshypothese“ bekannt. Damit ist (nach Feuerbach) gemeint, dass der Mensch die angesprochenen Aspekte auf ein höheres Wesen „projiziert“, das aber letztlich er selbst ist.
Feuerbach bewertet dies negativ.
Er sieht darin eine Kompensation des Menschen aufgrund seiner (biologischen und evolutionären) Grenzen. [Feuerbach bringt seine Schrift in einer Zeit heraus, in der die (Natur-)Wissenschaften einen großen Sprung nach vorne machen und viele ehemalige Geheimnisse der Welt erklären]
Für ihn braucht es keinen Gott, der Verstand des Menschen reiche völlig aus.
Ein Aspekt, der Feuerbach besonders beschäftigt, ist der Aspekt der Moral.
Seine Gotteskritik bezieht sich vor allem auf Gott als moralisches Wesen, das durch die vorgegebene Moral den Menschen abhängig von Gott mache.
Legt man aber die Prämisse Feuerbachs zu Grunde, dass Gott eigentlich ein vom Menschen erschaffenes Wesen ist, so könne man daraus auch schlussfolgern, dass das, was vom Menschen als „Gott“ bezeichnet wird, vom Menschen abhängig sei und nicht umgekehrt.
Somit ist auch jede göttliche Moral eigentlich eine menschliche Moral und kann vom Menschen dementsprechend auch verändert und ihm nicht aufgezwungen werden.
Feuerbach fasst es selbst folgendermaßen zusammen:
„Das Wissen des Menschen von Gott ist das Wissen des Menschen von sich, von seinem eigenen Wesen“ (S. 406).

3 Struktur
Grundsätzlich teilt sich Feuerbachs Schrift in zwei Teile:
„Das wahre, d.i. anthropologische Wesen der Religion“ und „Das unwahre, d.i. theologische Wesen der Religion“.
Er nimmt also prinzipiell eine positive und negative Definition vor, sagt was Religion sei und was sie nicht sei.
Neben seinen Grundgedanken zum Wesen des Menschen und der Religion im Allgemeinen „frühstückt“ er die theologischen Hauptmotive des Christentums ab (Dreieinigkeit, Auferstehung, Eschatologie, etc.).
Er spricht in seinen Unterkapiteln von „Geheimnissen“ (beim ersten Teil) und von „Widersprüchen“ (beim zweiten Teil).
Er zieht zwar immer wieder kirchengeschichtliche Aspekte mit hinein, bleibt aber alles in allem auf einer dogmatischen Ebene.

4 Einordnung und Gegenargumentation
Ludwig Feuerbach sieht den Menschen auf „Platz Eins“.
Da Gott ein vom Menschen erdachtes bzw. „projiziertes“ Wesen ist, ist der Mensch der Urheber und letzte Entscheider.
Eine erste Problematik, die ich hier sehe (ohne direkt den Gottesbezug hinzuzunehmen) ist die, dass es für Feuerbach scheinbar nichts außerhalb der menschlichen Existenz gibt [in diesem Kontext nicht naturwissenschaftlich gemeint, sondern philosophisch, spezifischer: metaphysisch].
Darüber hinaus ist es so, sowohl in einem metaphysischen als auch weitestgehend naturwissenschaftlichen Sinne, dass der Mensch seine eigene Existenz nicht aus sich selbst heraus erschaffen kann. In der Theologie bezeichnet man dies als unverfügbare Sinnbedingungen menschlicher Existenz.
Allein das sollte zumindest Zweifel an der Prämisse Feuerbachs aufkommen lassen.
In diesem Kontext zeigt sich, dass Feuerbach bei seinen einbezogenen Parametern auch fast gänzlich in Raum und Zeit denkt. Diese Informationen hatte Feuerbach im 19. Jahrhundert zwar noch nicht, aber selbst die moderne Physik geht heutzutage ganz selbstverständlich davon aus, dass es Existenz(en) außerhalb der unser aller bestimmenden Parametern Raum und Zeit gibt und diese eine enorme Wirkung auf Existenz(en), die auf Raum und Zeit basieren, haben kann (Beispiel schwarze Löcher).
Nun soll auf die konkrete Kritik Feuerbachs am biblischen Gott eingegangen werden.
Ludwig Feuerbach soll an dieser Stelle zunächst einmal das Lob zukommen, dass er durchaus gute Kenntnisse vom biblischen Gott hatte. An verschiedenen Stellen stützt er seine Argumentation mit entsprechenden biblischen Stellen.
Auf den zweiten und genaueren Blick zeigt sich aber, dass Feuerbach von einem ziemlich karikierten und schemenhaften Bild des biblischen Gottes ausgeht.
Unausgesprochen steht bei ihm ein biblisches Gottesbild zugrunde, dass Gott als „komplett definiert“ und „durchschaut“ aufzeigt.
Aus seiner Bibelstudie hat er offensichtlich ein klares Gottesbild erhalten.
Daran ist zunächst einmal auch nichts auszusetzen, denn durch die Bibel wird ja schließlich auch ein bestimmtes Gottesbild vermittelt, das zu einem christlich-jüdischen Gottesbild geführt hat.
Allerdings kommt bei Feuerbach der biblische Gedanke zu kurz, dass Gott auch immer ein bisschen der andere bleibt. Gott zeigt sich zwar in der Geschichte (zuerst dem jüdischen Volk und dann in und durch Jesus Christus), kann aber beileibe nicht als „komplett definiert“ bezeichnet werden.
Er bleibt immer auch irgendwo ein Geheimnis, das mit rein menschlichen Attributen nicht zu fassen ist.
Damit entzieht er sich dem Menschen aber nicht, sondern es gehört vielmehr ganz selbstverständlich zu dem Wesen Gottes, mit dem er an die Menschen herantritt.
Bei Feuerbachs Kritik, dass der Mensch in Gott auch und vor allem seine eigenen Fehler und Begrenztheiten projiziert, klammert Feuerbach meiner Meinung nach das pointierte „Schöpfer-Geschöpf-Verhältnis“ aus, so wie es in der Bibel angelegt ist.
Er bleibt auf einer für mich zu reinen psychologischen Ebene und grenzt dieses theologische Motiv als solches zu sehr aus.
Eine weitere Problematik, die vielleicht auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Bibel im 19. Jahrhundert noch zu wörtlich und direkt genommen wurde, ist die des wörtlichen Verstehens der biblischen Symbolsprache.
Aus einer vielleicht metaphorisch bzw. bildlich-symbolisch gemeinten Bibelstelle heraus beginnt Feuerbach häufig seine Argumentation.
Allerdings sei an dieser Stelle betont, dass ich ebenfalls ohne moderne Bibelwissenschaften vielleicht ähnliche Probleme mit der stark symbolischen Sprache der Bibel zu kämpfen hätte.

Wie einseitig Feuerbachs zuweilen ist, (nicht gänzlich als Kritik an Feuerbach gemeint, sondern auch einfach logisch, weil er ja in eine bestimmte Richtung argumentiert und lenken will) möchte ich an ein paar Beispielen deutlich machen:

Zum Ende seines sechszehnten Kapitels geht er u.a. auf die Wunder Jesu ein und wie der Mensch dadurch eigentlich nur die gewünschte Allmacht in einen besonderen gottesnahen Menschen wie Jesus projiziert.
An dieser Stelle sei aber nun festgehalten, dass Jesus in den Evangelien nicht nur der starke Wundermacher und Heiler ist und pausenlos mit der Allmacht Gottes rumwerkelt, sondern Jesus erscheint, nicht nur, aber vor allem am Kreuz, als ein ohnmächtiger Mensch. In diesem Punkt sind die biblischen Zeugnisse des Lebens und der Kreuzigung Christi (nach moderner Bibelwissenschaft) nah an der historischen Wirklichkeit.

Im neunzehnten Kapitel erläutert Feuerbach, dass Gott eins mit den Interessen des Menschen sei und „Gott ist die meinen Wünschen und Gefühlen entsprechende Existenz: er ist der Gerechte, der Gütige, der meine Wünsche erfüllt“ (S. 315).
Der biblische Gott wiederrum erfüllt aber sehr oft nicht die Wünsche des Menschen. Es zeigt sich nicht einfach eine Formel á la „gottgefälliges Leben = erfüllte Wünsche“, sondern oft bleibt der Mensch verständnislos zurück und kann sich die Abkehr Gottes von ihm nicht erklären (auch bekannt als Theodizee-Problem).
Stark pointiert kommt dies natürlich im Buch Hiob zum Tragen.

Im siebenundzwanzigsten Kapitel behauptet Feuerbach: „Gott hat sich für den Menschen geopfert, dafür muss sich jetzt wieder der Mensch Gott opfern […] Je mehr etwas dem Menschen, der Natur widerspricht, je größer die Selbstverleugnung, desto größer auch die Tugend.“ (S. 454)
An dieser Stelle kann ich wohl mit klarer Stimme sagen, dass in der modernen Theologie dies kaum ein Theologe noch unterschreiben würde.
Wenn nämlich eine quasi Verpflichtung zur „Selbstopferung“ bestünde, so wäre die Freiheit und die Verantwortung des Menschen stark beschnitten. Denn nur aus Freiheit und Verantwortung entsteht bewusstes Handeln, zu dem jeder Christ aufgerufen ist.


Feuerbachs Hauptkritik zielt ja letztlich darauf ab, dass der Mensch sich von einem (nach seiner Ansicht erdachten) göttlichen Wesen abhängig mache. Seiner Ansicht nach ist aber das göttliche Wesen vom Menschen abhängig, weil es ja (aufgrund von vor allem psychologischen und philosophischen Gründen) vom Menschen erdacht ist.
Aus meiner Sicht, der eines Theologiestudenten und gläubigen Katholiken, ist das Wort „abhängig“ falsch gewählt.
Weder der Mensch noch Gott ist voneinander abhängig (weder existenziell noch in ihrem Wesen), sondern sie sind einander ZUGEHÖRIG.
Und dieses Wort beinhaltet das, was jedem menschlichen Wesen zu Eigen ist: Freiheit und Verantwortung und somit bewusstes Handeln.

Freitag, 16. September 2016

Eine kurze Meinung zu "Spotlight"


im Moment bin ich dabei, Ludwig Feuerbachs "Wesen des Christentum" zu bearbeiten. Da sich der gute Herr Feuerbach nicht unbedingt ganz kurz gehalten hat in seinen Ausführungen (da soll nochmal einer sagen, unsereins hätte zu viel Zeit), dauert es noch ein Weilchen, bis die nächste ausfühlichere Analyse im Blog steht.
Um die Wartezeit ein wenig zu überbrücken und damit es für euch (und vor allem für mich selbst) nicht zu hart wird, möchte ich euch in diesem Beitrag so etwas wie eine kleine Rezension bzw. eine Meinung über den Film "Spotlight" geben.

Die Geschehnisse des Films von Tom McCarthy mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams und Liev Schreiber in den Hauptrollen spielen sich Ende 2001/Anfang 2002 ab.
Der Film bekam 2016 zwei Oscars, unter anderem für den besten Film.
Er behandelt die Arbeit eines Journalisten-Investigativteams (ein Spotlight-Team) des Boston Globe, einer großen Tagezeitung aus Bosten, Massachusetts, rund um die Aufdeckung des Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Bosten und den USA.
Angefangen mit dem mehrfachen Missbrauch des Ex-Priesters John Geoghan deckt das Team auf, dass es sich nicht nur um Einzeltaten, sondern jahrzehntelangen Missbrauch durch annähernd 90 Priester im Großraum Bosten handelte, die nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern lediglich von Gemeinde zu Gemeinde versetzt wurden durch den damaligen Erzbischof vom Erzbistum Boston Kardinal Bernhard Law.

An dieser Stelle zunächst ein Kommentar zur Art und Weise des Films und seiner Dramaturgie: Im Zentrum steht die Arbeit der Journalisten. Man ist in der detaillierten Arbeit regelrecht "drin" und sieht wie nach und nach ein "Puzzleteil" nach dem anderen zusammengefügt wird. Das Journalistenteam wird damit mehr zu einer "Polizeieinheit", die ein Verbrechen aufgeklärt, denn zu einem klassischen Journalistenteam.
Mein Gefühl war, dass es keinen wirklichen "Höhepunkt" im Film gibt, sondern dass der Film sich von Minuten zu Minute, von Puzzleteil zu Puzzleteil langsam nach oben klettert. Die Schauspieler wirken absolut authentisch und es zeigt sich, dass dieser Spotlight kein herkömmlicher für sie ist (vor allem wird dies bei Rachel McAdams deutlich, deren Großmutter im Film selbst drei Mal die Woche in die Kirche geht).
Im Zentrum stehen die, für mich, z.T. sehr mitreißenden Dialoge, die auch hauptverantwortlich sind für die Spannung.
Eine nette Kleinigkeit am Rand sinde sicherlich die dicken Computer und für uns im Jahr 2016 sicherlich recht "primitiven" Druckerpressen und Mobiltelefone.

Zum Inhalt:
Die Enthüllung des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche in Bosten war die erste größere Enthüllung des Missbrauchs von katholischen Geistlichen und/oder Kirchenmitarbeitern weltweit.
Zwar kam in den 1990er Jahren bereits der Missbrauch in der katholischen Kirche in Irland heraus, in diesem Falle war aber zum ersten Male die Systematik im Zentrum der Betrachtung
In Deutschland ist in diesem Zusammenhang sicherlich noch das Jahr 2010 im Gedächnis, als die Missbräuche in Deutschland durch die Enthüllungen des Jesuiten-Paters und Leiter des Canisius-Kollegs Klaus Mertens in Berlin öffentlich wurden.

Was den Filmemachern absolut zu Gute zu halten ist, ist eine Differenzierung bei der Verantwortung. Zum einen werden die Täter echt und hautnah gezeigt. Die Priester, die die Verbrechen begannen haben, bekommen Namen und Gesichter. Ich denke, dass dies enorm wichtig ist, ansonsten wäre die Materie sehr abstrakt geblieben.
Zum anderen werden die Instution und das "System" in den Fokus gerückt. Die Taten per sé sind die eine Hälfte dieser unglaublich hässlichen Medallie. Die andere Hälfte besteht aus der systematischen Verschleierung, hier namentlich durch Kardinal Bernhard Law. Bezeichnend (und gleichzeitig bedrückend) ist es in diesem Kontext wahrscheinlich, dass die Versetzung von auffällig gewordenen Priestern in den Büchern beispielsweise als "krankheitsbedingt" bezeichnet wird.
Aber auch die Bostoner Gesellschaft selbst trägt eine Mitverantwortung. Der mehrfache und über Jahrzehnte gehende Missbrauch an Kindern in der Bostoner katholischen Kirche war (so suggeriert es der Film) war offensichtlich annähernd ein offenes Geheimnis für die Polizei, die Politik,  administrative Verwaltungsinstitutionen, usw.
Selbst die Journalisten des Boston Globe selbst werden in die Verantwortung genommen, da sie jahrelang entsprechende Informationen lediglich als kleine Berichte, die nicht weiter verfolgt wurden, verarbeitet hatten.
Und das ist auch durchaus wichtig, um den Missbrauch sachlich einordnen zu können: Wir haben es in den 1970er und 1980er Jahren (in dieser Zeit gab es die meisten Übergriffe, ab den 1990er Jahren sind die Zahlen stark rückläufig) mit einer noch nicht so stark individualisierten und unabhängigen Gesellschaft zu tun haben. Politik, Kirche, Administration, Kultur, und Gesellschaft sind so stark miteinander verworren, dass die Täter nicht nur aus der katholischen Kirche per sé stammen, sondern fast schon aus der Gesellschaft selbst.
Gerade in einer Stadt wie Boston, deren Bevölkerung überwiegend (irisch-)katholisch [über 50%] ist, und in der alles so stark zusammenhängt.
Dennoch bleibt selbstverständlich die Institution römisch-katholische Kirche im Zentrum der Betrachtung.

(Meine persönliche) Einordnung:
Nach dem Bekanntwerden des Ausmasses des Missbrauchs musste Kardinal Bernhard Law zurücktreten und wurde nach Rom als Erzpriester einer Kirche versetzt (dass er, dem man definitiv nachweisen konnte, dass er jahrzehntelang auffällig gewordene Priester einfach nur versetzt hatte, trotz allem noch die recht hohe Position eines Erzpristers einer wichtigen römischen Kirche anvertraut hatte, kann man dieser Stelle natürlich kritisieren).
Es folgten einige große Studien über den Missbrauch, allen voran die John-Jay-Studie. Diese Studie und eine noch laufende Studie zu dem sexuellen Missbrauch in Deutschland würde ich gerne als Grundlage meiner Gedanken nehmen.
Es zeigt sich nämlich vor allem eines: Der Missbrauch in der katholischen Kirche unterscheidet sich nicht (nimmt man die Statistiken) von dem Missbrauch außerhalb der katholischen Kirche.
Einige Zahlen:
Es sind zwischen 4-7 % der Priester in den USA übergrffig geworden. Die meisten sexuellen Handlungen beinhalteten die Ausübung eines Machtfaktors und es handelte sich in ca. 96% nicht um Sex im juristischen Sinne.
Der aktuelle Zwischenstand zur Studie in Deutschland zeigt zudem auf, dass ca. ein Drittel der Täter eine emotionale und/oder sexuelle Unreife haben.

Diese "Hot Spots"sollten reichen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Jetzt stehen natürlich die Fragen im Raum: Wie kann man dies verhindern und wie sollte/muss gegen Täter vorgegangen werden?

Ausblick:
Der erste Aspekt, der in diesem Zusammenhang meistens diskutiert wird (vor allem bei Diskussionen auf "Stammtisch-Niveau"), ist der Zölibat, der für Priester der römisch-katholischen Kirche verpflichtend zur Ausübung des Priesteramtes ist.
Es soll direkt vornherein festgehalten werden: Es gibt definitiv KEINEN direkten Zusammenhang zwischen Pflichtzölibat und Missbrauch. Es haben sich Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen mit dem Missbrauch beschäftigt (Kriminologen, Biologen, Theologen, Psychologen, etc.) und es ist eindeutig: Nur, weil ein Mann ehelos und enthaltsam lebt, hat er weder einen "starken Druck" (an dieser Stelle möchte ich gerne den Stammtisch-Jargon benutzen, um ganz deutlich zu werden), noch "furchtbare Phantasien" und ist stärker gefährdet als in einer Ehe lebende Männer bzw. Männer, die regelmäßig ihre Sexualität ausleben.
Im Gegenteil. Und an dieser Stelle erneut eine Statistik: Es ist 36-mal wahrscheinlicher Opfer eines Nicht-Priesters zu werden als eines Priesters.
Der Mensch ist schließlich kein einfälltiges Wesen, das nur von seinem Instinkt gesteuert wird und das "durchdreht", wenn es seine Sexualität nicht auslebt.
Dazu empfehle ich, sich näher mit der Thematik der sogenannten "Sublimierung" (nach dem Vater der Psychoanalyse Dr. Sigmund Freud, der selbst im Allgemeinen ein Religionskritiker war) zu beschäftigen, die aufzeigt (in einfachen und groben Worten), dass jeder Mensch selbstverständlich ein "sexuelles Potential" besitzt und es Mechanismen gibt, die einen Menschen eigentlich dahin führen, dieses sexuelle Potential auch zu nutzen und auszuleben. Da der Mensch (rein kognitiv schon) aber in der Lage ist, nicht jeder pysischen Präposition nachzugeben, ist er auch in der Lage, die sexuelle Energie zu kanalisieren oder (um es mit den Worten Freuds zu sagen) zu sublimieren.
Auch das Argument, dass ein enthaltsam lebender Mensch automatisch eher missbrauchsauffällig werde als ein nicht enthaltsam lebender Mensch schon einem der "gesunde Menschenverstand" sage, ist hinfällig. Das, was allgemeinhin als "gesunder Menschenverstand" bezeichnet wird, ist sehr stark kontext-, kultur-, und gesellschaftsabhängig. Hier sei nur kurz darauf verwiesen, dass die Eugenetik im 20. Jahrhundert ebenfalls u.a. mit dem "gesunden Menschenverstand" begründet wurde (Eugentik = die Ansicht, dass Menschen aus bestimmten Ethnien weniger gute Gene haben als aus anderen Ethnien und Gebieten; war in der gesamten westlichen Welt mehr oder weniger Konsens - erreichte den Höhepunkt Ende der 1930er Jahre durch beispielsweise die Nürnberger Rassengesetze des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland).
Obgleich ich mich eher als Befürworter des Pflichtzölibats sehe, ist er natürlich diskutabel. Auch und vor allem theologisch, da er beispielsweise kein Dogma, also feststehender Glaubensgrundsatz, ist.

Der Ansatz sollte eher in der Priesterausbildung gesucht werden. Wir haben es nach dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt mit einer immer stärker säkularisierten Welt zu tun, in der es für jemanden, der sein ganzes Leben ausschließlich nach dem Glauben ausrichtet, immer schwieriger wird, Profil zu zeigen. Das ist bei den "Laien" so (hier als kirchenrechtlicher Begriff benutzt) und erst recht bei Priestern.
Gerade Gemeindepriester mit immer größeren Gemeinden laufen der Gefahr, zu vereinsamen. Die Unterstützung hier muss größer werden.
Dies hat auch die John-Jay Studie gezeigt, nach die Zahl der auffällig gewordenen Gemeindepriester fast doppelt so hoch war wie die der Ordenspriester.

Zudem muss eines in vielen katholischen Kreisen noch anerkannt werden:
Zur katholischen Kirche (neben der römisch-katholischen Kirche zählen dazu auch die sogenannten mit Rom unierten Kirchen östllichen Ritus) gehören weltweit 1,2 Milliarden Menschen. Damit ist jeder siebte-achte Mensch auf dem Planeten katholisch. Es gibt knapp 1,3 Millionen Männer und Frauen geweihten Lebens, davon ca. 800.000-900.000 Welt- und Ordenspriester.
Die katholische Kirche ist in beinahe jedem Staat der Erde vertreten. Wer glaubt, es gäbe nur "die Guten" dabei oder alles ist "heilig" in der Kirche, der glaubt auch, dass Schweine fliegen können (ich bitte um Verzeihung für diese Polemik, aber ich konnte nicht anders).
Es gibt genauso "Sünder" in der katholischen Kirche wie außerhalb davon. Und dessen ist sich die Kirche auch bewusst. Vom Zweiten Vatikanischen Konzil über das Mea Culpa durch Papst Johannes Paul II im Jahr 2000 bis hin zu Papst Franziskus, der den Missbrauch (überwätigend zutreffend wie ich finde) als "satanische Messe" bezeichnet hat.
Eines ist nur wichtig für die katholische Kirche und alle die sich ihr zugehörig fühlen, und dazu zähle ich nicht zuletzt mich selbst auch: Das MUSS so klar gesagt werden. Und bei Missbrauch darf es keine Toleranz geben.
Das Christentum ist wahrscheinlich die leib-freundlichste Religion. Unser Gott ist selbst Mensch in einem Leib geworden. Bei Missbrauch ist das Verhältnis zum Leib für immer zerstört.
So wie Jesus bei den Geldwechslern im Tempel eine Null-Toleranz-Haltung gehabt hatte, muss es auch bei Missbrauch eine Null-Toleranz-Haltung geben.

Dass Jesus mit seiner Kirche, also seiner Gemeinschaft, durchaus ein schwieriges Verhältnis hat, zeigt sich vielleicht auch dadurch, dass der, dem er "die Schlüssel des Himmelreich" gab, nämlich Petrus, ihn drei mal verleugnete. Ein weiterer aus der Mitte seiner Gemeinschaft (Judas) verriet ihn und als Jesus gekreuzigt wurde, waren die Jünger erst mal von Angst und Entäuschung gezeichnet.
Doch genauso wie die Liebe eines Menschen zu einerm anderen Menschen nicht nur aus Eitel-Sonnenschein besteht, besteht auch die Liebe Gottes zu den Menschen nicht nur aus Eitel-Sonnenschein.
Wichtig aus christlicher und kirchlicher Sicht ist nur, dass man nie das vergisst, was immer wieder betont und in den Vordergrund gestellt werden muss: Das Evangelium, die frohe Botschaft.

Dass dies zuweilen nicht immer von Erfolg gekrönt ist, macht den Versuch nicht gleich sinnlos, sondern im Gegenteil: Es ist immer wieder eine spannende und aufregende Aufgabe

Analyse "Ethik ist wichtiger als Religion" (Dalai Lama)



Der Appell des Dalai Lama an die Welt. Ethik ist wichtiger als Religion. Wals bei Salzburg 92015. Mit Franz Alt
Als Dalai Lama bezeichnet man das Oberhaupt der Buddhisten. Der aktuelle Dalai Lama Tenzin Gyatso ist der 14. Dalai Lama. Er wurde als fünfjähriges Kind aufgrund von Orakelsprüchen u.a. auserkoren, das Oberhaupt der Buddhisten und Tibets zu werden.
Im Rahmen der Verfolgung des kommunistischen Regimes der VR China musste er ins Exil nach Indien fliehen, wo er bis heute lebt.
Er hat 1989 den Friedensnobelpreis bekommen und ist bis heute bekannt für seine Friedensappelle.
Er hat dem freien Journalisten und Publizisten Franz Alt mehrere Interviews gegeben, von denen eines im Folgenden analysiert werden soll.
Die Hauptthese des  Dalai Lamas ist: „Ethik ist wichtiger als Religion“.  Ich stimme dieser Hauptthese nicht zu, zumindest nicht vollumfänglich.
Der Dalai Lama geht von der Prämisse aus, dass zwar Religion nicht, ein gewisses Maß an Ethik jedoch schon, angeboren sei. Hier kann man entgegen halten, dass so etwas wie Empathie zwar nicht (bis zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht) wissenschaftlich voll erklärbar ist und auch Experimente in den Sozialwissenschaften beispielsweise ansatzweise gezeigt haben, dass jeder Mensch ein gewisses Maß an moralischen Normen aus sich selbst heraus entwickeln kann, jedoch sind Ethik und Moral immer sehr subjektiv und an gesellschaftliche, kulturelle und nicht zuletzt auch religiöse Kontexte gebunden. Deshalb halte ich es für leichtfertig, einen allgemeinen Ethik-Begriff in diesem Zusammenhang vorauszusetzen. Daraus ergibt sich auch, dass Ethik nicht vollumfänglich angeboren ist, sondern immer auch mitgegeben wird.
Der Dalai Lama behauptet, aus dieser „angeborenen Ethik“ resultierten die größten Errungenschaften. Hier muss ich (als angehender Historiker) konstatieren, dass viele Errungenschaften in der Menschheitsgeschichte aus Kriegs- und unmoralischen Gründen heraus entstanden sind.
Der Dalai Lama spricht in dem hier beschriebenen Interview irgendwann von „säkularer Ethik“ und stellt sie über die religiöse Ethik. Im Zusammenhang mit dem sowjetischen Kommunismus oder dem deutschen Nationalsozialismus hat sich gezeigt, dass in diesen Systemen religiöse Moral durch eine sozialistische bzw. nationalsozialistische Moral ersetzt wurde, was man (und an dieser Stelle kann man natürlich diskutieren) als frühe Form von säkularer Ethik bezeichnen kann. Hier würde niemand sagen, dass eine solche Form säkularer Ethik als absoluter Orientierungspunkt dienen sollte bzw. säkulare Ethik ist auch immer irgendwo von der Politikform des Staates abhängig.
„Ohne Empathie und Mitgefühl hätte die Evolution gar nicht stattgefunden.“
An dieser Stelle sei festzuhalten, dass Evolution auch immer brutal gewesen ist und die Menschheit trotz oder vielleicht gerade wegen einer solchen Brutalität Fortschritte gemacht hat.
Eine der Hauptintentionen, die der Dalai Lama mit seinem Appell offensichtlich verfolgt, ist es, das Trennende und das daraus oft für den jeweils anderen Gefährdende zu überwinden und jenseits jeder Religiosität einen gemeinsamen Bezugspunkt zu finden; eben durch eine säkulare Ethik.
Ich würde statt eine säkulare Ethik jenseits aller Religion zu entwickeln auf eine religionsverbindende Ethik setzen, wie es in der einen oder anderen Form bereits geschehen ist.
Der Dalai Lama wendet sich dagegen, ständig das Trennende zu betonen. Dem ist ja grundsätzlich auch zuzustimmen. Dennoch behaupte ich, dass Trennendes zwischen Religionen, Staaten, Kulturen, etc. essentiell wichtig ist für das Herausbilden einer eigenen Identität. Gerade in Zeiten der Globalisierung sehnen sich die Menschen nach einer eigenen Identität, der Frage, wer man ist in dieser großen und vernetzen Welt. Diesem Wunsch kann man nicht entgegenkommen, indem man eine Schablone über alle legt, um die Gemeinsamkeiten von allen zu betonen. Damit ich an dieser Stelle nicht falsch verstanden werde: Ich plädiere nicht dafür eine exklusive Identität aufzubauen, sondern eine inklusive Identität. Eine Identität, bei der man genau sagen kann, wer oder was man ist und auf den anderen zugehen kann ohne Angst haben zu müssen, seine eigene Identität oder seine Individualität zu verlieren.
Gerade nach der Frage der eigenen Identität muss ein differenziertes Bild aufgebaut werden, sonst versuchen Organisationen im Stille von Pegida den Menschen, die nach Orientierung suchen, eine Identität durch einfache bzw. „schwarz-weiße“ Weltbilder an die Hand zu geben. Dass solche jedoch u.U. furchtbare Folgen haben können, hat die Geschichte allein des 20. Jahrhunderts zur Genüge bewiesen.
Ein anderer Kritikpunkt, den ich sehe, liegt in der Herleitung der Hauptthese des Dalai Lamas. Er sagt: „Wesentlicher als Religion ist unsere elementare menschliche Spiritualität.“
Ich weiß nicht, ob es der Dalai Lama bewusst weggelassen hat oder es einfach nicht in der Schrift, die ich hier behandele, ausgeführt wurde, aber der Dalai Lama vergisst offensichtlich, dass Spiritualität in der Geschichte und der Philosophie immer aus religiösen Kontexten heraus entstanden ist und Spiritualität (selbst wenn der Gottesbezug nicht gegeben ist) immer auf etwas größeres, etwas über den eigenen, menschlichen Horizont heraus hinweist.
Spiritualität (wie gesagt mit oder ohne Gottesbezug) kann der Mensch nicht vollumfänglich aus sich heraus entwickeln und kann auch nicht aus einer säkularen Ethik heraus gebildet werden.
Der Dalai Lama geht auf eine uralte Frage ein, die in die Kategorie fällt: „Was war zuerst da? Die Henne oder das Ei?“
Nämlich die Frage, was zuerst kommt, die Ethik oder die Religion; auf diese Frage, die bereits Immanuel Kant beschäftigt hat, hat der Dalai Lama eine klare Antwort: „Ethik geht tiefer und ist natürlicher als Religion.“
Ohne dies weiter auszuführen, sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass es genügend Gründe gibt, diese Frage anders herum beantworten zu können, vor allem aus einer religionshistorischen Perspektive.
Es zeigt sich sogar in den einzelnen Ausführungen, dass die Begründungen des Dalai Lama teilweise aus religiösen Kontexten stammen. So spricht er an einer Stelle von „Feindesliebe“. Jeder wird in diesem Kontext sofort an die Bergpredigt Jesu denken.
Ich möchte beileibe nicht polemisch in dieser Analyse werden, aber es tut sich mir fast der Anschein auf, dass der Dalai Lama teilweise ein wenig naiv argumentiert.
In dem Interview mit Franz Alt erwähnt er, dass er seit 56 Jahren in Indien lebe. Er spricht davon, wie wunderbar die „gelebte säkulare Ethik“ und „Toleranz“ in Indien sei.
Offensichtlich vergisst er die teilweise stark ausartenden Christenverfolgungen durch Hindus, die soziale Ungerechtigkeit durch das hinduistische Kastensystem und den Konflikt zwischen Muslimen und Hindus.
An anderer Stelle erzählt er von einem Beispiel, das er im Rahmen seiner Argumentation seinen Zuhörern mitgibt: Ein Mensch kann nicht in der Wüste alleine leben und wenn man einem anderen Menschen begegnet, ist das letzte, was man ihn fragt, was seine Religion sei.
Also ich würde einem anderen Menschen, den ich in der Wüste treffe, auch nicht unbedingt als erstes fragen, was denn seine Religion sei. Der Dalai Lama möchte wahrscheinlich mit diesem Beispiel ausdrücken, dass die Frage nach der Religion nicht existenziell ist. Das ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht zutreffend, denn für viele Menschen in „Nicht-Wüsten-Regionen“ (diesen kleinen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen) ist Religion von existenzieller Bedeutung.
Außerdem betreibt der Dalai Lama eine „Gleichmacherei“ von Menschen (er spricht davon, dass alle Menschen mit den gleichen Gefühlen und ähnlicher Intelligenz ausgestattet seien), die die kulturellen, historischen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Hintergründe stark ausklammert.
Er plädiert u.a. dafür, ab 14 Jahren eine ethische Bildung (und damit wohl anstatt eines Religionsunterrichts) einzuführen.
In Deutschland greift dieses Prinzip bereits, vor allem in den nördlichen und östlichen Bundesländern, wo in der Schule größtenteils statt des Faches „katholische/evangelische Religionslehre“ das Fach „Ethik“ angeboten wird.
Aber gerade im Zeitraum der Pubertät, wo junge Menschen nicht nur im sexuellen Bereich, sondern generell, ihre Identität versuchen zu finden, finde ich es gravierend, ihnen einen wesentlichen Teil einer Identität, nämlich die Religiosität, zu nehmen bzw. ihnen nicht durch das Bildungswesen an die Hand zu geben.
Gerade getaufte Kindern (wie es mit Kindern aus muslimischen Familien aussieht, lasse ich an dieser Stelle aus) sollten konkret wissen, was es bedeutet katholisch/evangelisch zu sein, damit sie eine vernünftige Religiosität entwickeln bzw. sich ggf. auch begründet gegen den Glauben entscheiden können. Denn, um es mit den Worten Paul Tillichs auszudrücken, „Religion ist etwas, was den Menschen unbedingt etwas angeht“.
Der Dalai Lama sagt in Bezug auf den Tod: „Wenn wir den Tod als Teil des Lebens annehmen, bewahren wir uns davor, unsere Zeit mit sinnlosen Ablenkungen zu vertrödeln.“
Dieser Aussage stimme ich als Theist natürlich voll und ganz zu.
Dann kann man aber auch mit gutem Grund an dieser Stelle einwerfen, dass eine wirklich befriedende Antwort, die den Sinn des Todes und dessen, was nach dem Tod kommt, nur die Religion geben kann. Zumindest weit besser als eine säkulare Ethik. Denn der Tod gehört zu den unverfügbaren Sinnbedingungen der menschlichen Existenz. Die säkulare Ethik hingegen kann eigentlich nur Antworten liefern auf die verfügbaren Sinnbedingungen der menschlichen Existenz.
Abschließend möchte ich folgendes Statement festhalten:
Wie in dieser Analyse durchgekommen sein wird, stimme ich der Hauptthese des Dalai Lamas „Ethik ist wichtiger als Religion“ aus den genannten Gründen nicht zu. Ich würde die These u.U. umschreiben zu „Ethik kann wichtiger sein als Religion“, und zwar dann, wenn religiöse Vorstellungen dem Menschen schaden, wenn sich im Rahmen von religiösen Maximen über allgemeine Rechte und Werte hinweggesetzt wird.
Dennoch verhält es meiner Meinung nach so, wie es der Philosoph Jürgen Habermas ausgedrückt hat: „Religion besitzt etwas, was säkulare Vernunft aus sich selbst heraus nicht bilden kann.“

Begrüßung und Fortsetzung

Hallo zusammen,

dieser Blog ist eine Fortsetzung meines alten Blogs mariusanalysen.blogspot.com.
Aus irgendwelchen mir nicht ganz ersichtlichen Gründen habe ich leider keine Verfügung mehr über meinen Blog.
Aus diesem Grund habe ich diesen neuen Blog gestartet, der aber eigentlich eine Fortsetzung des alten Blogs sein wird.
Das ist auch (teilweise zumindest) der Grund, aus dem ich seit knapp drei Monaten keinen neuen Post mehr reingestellt habe.
Dieser wird aber in den nächsten Wochen folgen.
Unterstützend dazu werde ich auch die drei bisherigen Posts erneut reinstellen, um so nahtlos anzuknüpfen an den alten Blog.

Beste Grüße
Euer Marius Brown